Gefühlter K.o. für Fürth - Büskens demoralisiert
Fürth (dpa) - Als Box-Coach hätte Mike Büskens schon während des aussichtslosen Kampfes gegen Mainz wohl das Handtuch geworfen.
Der schmerzhafte 0:3-Tiefschlag, mit dem sich der Heimfluch der SpVgg Greuther Fürth im neuen Jahr nahtlos fortsetzte, hatte den Trainer des Tabellenletzten derart demoralisiert, dass es sich wie der vorzeitige K.o. im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga anfühlte.
„Das Schlimme ist, dass wir hier in Fürth über zweieinhalb Jahre wahnsinnig viel Energie in dieses Projekt investiert haben, um Bundesliga zu erleben. Und es ist schade, dass wir das jetzt ein Stück weit aufs Spiel setzen“, klagte Aufstiegsheld Büskens. Der 44-Jährige gab freimütig zu, dass er gerade seine „sportlich schwierigste Situation“ als Trainer erlebt.
Am 2. Spieltag war den Fürthern in Mainz der historische erste Bundesligasieg gelungen (1:0). Beim Rückspiel sollte im zehnten Versuch endlich auch der erste Heimsieg folgen. Doch Adam Szalai mit seinen Saisontoren zehn und elf (53./84. Minute) sowie Yunus Malli (65.) stürzten die Franken in eine „Katastrophensituation“, wie Abwehrspieler Thomas Kleine stöhnte. Die 14 425 Augenzeugen im Stadion senkten den Daumen - Mittelfeldspieler Stephan Fürstner diagnostizierte eine „Blockade“ im Kopf, verbat sich aber Kritik an der Einstellung: „Jeder reißt sich den Arsch auf!“
Aber das genügt nicht. Es fehlt an Qualität, gerade vorne. Der neue Stürmer Nikola Djurdjic, der ein engagiertes 45-Minuten-Debüt gab, konnte auf Anhieb auch nicht für die Tor-Befreiung sorgen. Elf Treffer in 19 Spielen, das ist nicht bundesligawürdig. So häufig hat Torjäger Szalai für den FSV Mainz ganz alleine getroffen!
Büskens vermisste in dem Schlüsselspiel Courage: „Ich habe in der Halbzeit auf die Tafel geschrieben, dass wir Mut brauchen.“ Und was geschah? „Du kassierst in der zweiten Halbzeit drei Tore, und das tut weh bei der Bedeutung des Spiels“, sagte er niedergeschlagen.
Jeder müsse sich jetzt hinterfragen, mahnte Büskens nach der Pleite in der Kabine. Er glaubt, dass er seine Spieler noch erreicht. Der Relegationsplatz 16 ist ja weiterhin nur vier Punkte entfernt. Aber Hoffnung konnte das nach dem Desaster nicht entfachen. „Wir müssen uns damit beschäftigen, unsere Spiele zu gewinnen. Das ist Grundvoraussetzung“, betonte Büskens. Der nächste Gegner heißt Schalke, seine alte Liebe, aber das sei ihm „vollkommen egal“. Vorfreude auf die Rückkehr nach Gelsenkirchen verspürte Büskens nicht: „Der Blick auf die Tabelle bestimmt unser Dasein.“
Die Mainzer genießen den Anblick des Tableaus. 30 Punkte, Platz fünf - die siegestrunkenen Anhänger stimmten Europapokal-Gesänge an. „Die Fans dürfen singen, was sie wollen“, meinte FSV-Trainer Thomas Tuchel großzügig. Er selbst bleibt zurückhaltend. „Ein 3:0 auswärts bleibt für uns immer etwas Besonderes“, meinte er.
Fürchten aber muss sich der Tabellenfünfte vor niemandem in der Liga, auch nicht vor dem Primus. „Wir können jetzt mit breiter Brust gegen Bayern antreten“, tönte Szalai. Doch ausgerechnet der Torjäger wird das große Spiel nur als Zuschauer erleben, weil er in Fürth wegen einer vermeintlichen Schwalbe seine fünfte Gelbe Karte sah (70.): „Es ärgert mich, dass ich jetzt gegen Bayern fehle.“