„Sind noch nicht abgestiegen“: Hoffenheim kämpferisch
Frankfurt/Main (dpa) - Der Absturz von 1899 Hoffenheim hält an. Nach dem 1:2 bei Eintracht Frankfurt steht die Mannschaft zum ersten Mal seit dem 3. Spieltag wieder auf einem direkten Abstiegsplatz. Trainer, Spieler und Manager geben sich kämpferisch, doch die Unruhe im Verein ist groß.
Warum hast du dir das bloß angetan? Diese Frage musste Eugen Polanski nach dem 1:2 (0:1) bei Eintracht Frankfurt gleich mehrfach beantworten. Der polnische Nationalspieler war erst am Vortag von Mainz 05 zu 1899 Hoffenheim gewechselt und bekommt nun ständig die Tabelle unter die Nase gehalten: Sein alter Verein steht auf Platz fünf mit Blickrichtung Europa League. Sein neuer Verein dagegen ist am Samstag zum ersten Mal seit September wieder auf einen direkten Abstiegsplatz gestürzt. Nach neun Spielen ohne Sieg droht die TSG ungebremst in die 2. Liga zu fallen.
„Die Tabelle? Es bringt nichts, die jetzt anzuschauen. Die werde ich nach dem 34. Spieltag ansehen. Wir sind noch nicht abgestiegen“, sagte Manager Andreas Müller geradezu trotzig. Dennoch ist der von ihm geholte Polanski in Hoffenheim von einem Tag zum anderen mitten in eine schwere Misere hineingeraten, in der der sportliche Absturz auch noch von der Unruhe um den Abgang von Marvin Compper und die Schwächen von Tim Wiese begleitet wird. Eine fatale Kombination.
„Ich bin überzeugt, dass wir da rauskommen“, meinte Polanski, der die Fragen nach den Gründen für seinen überraschenden Wechsel genauso routiniert parierte („Eine neue Aufgabe ist immer reizvoll“). Dass Hoffenheim deutlich besser bezahlt als Mainz, weiß ohnehin jeder in der Branche, und so lautete die Kernbotschaft des Wochenendes, dass die TSG trotz aller Probleme weiter an sich glaubt. „Es wäre absoluter Quatsch, jetzt aufzugeben“, sagte auch Trainer Marco Kurz. „Wenn wir weiter so zielgerichtet arbeiten und eine solche Entwicklung in unserem Spiel sehen, dann kommen auch die Punkte.“
Dass der Tabellen-17. unter seinem neuen Coach viel strukturierter spielt als noch unter Markus Babbel, ist aber auch das Einzige, was die Hoffenheimer hoffen lässt. Ansonsten zeigt das Team alle Symptome einer klassischen Abwärtsspirale, die nur schwer zu stoppen ist. Am Samstag wurden mehrere Großchancen kläglich versiebt. Und als Kevin Volland gerade völlig verdient die Frankfurter Führung durch Martin Lanig (35.) ausgeglichen hatte (65.), fiel nur zwei Minuten später das 1:2 durch Stefan Aigner (67.). „Das tut weh“, meinte Müller.
Dazu herrscht in Hoffenheim eine Unruhe rund um das Team, von der bei Konkurrenten wie dem FC Augsburg keine Rede sein kann. Nachdem die Nebengeräusche rund um den Abgang von Marvin Compper in der vergangenen Woche schon beim Manager einen Wutausbruch ausgelöst hatten, legte am Samstag Tobias Weis nach. „Er hat uns ein bisschen im Stich gelassen“, klagte der Mittelfeldspieler bei „Liga total“.
Compper ist längst in Florenz, aber die Diskussionen um Tim Wiese wird die TSG nicht so schnell los: Der Torwart sah beim Eckball zum 1:2 sehr schlecht aus. Der Verein versucht mittlerweile zwar alles, um sich vor seinen umstrittenen Neuzugang zu stellen. Trainer Kurz etwa sagte: „Diesen Ball verteidigt kein Torwart der Liga.“ Dennoch ist nicht zu übersehen, dass Wiese inzwischen bei fast jedem hohen Ball unsicher wirkt und von definitiv jedem gegnerischen Publikum verhöhnt wird. Sicherheit kann er seinem Team so kaum verleihen.
Am Donnerstag endet die Wechselfrist. Bis dahin hat Manager Müller Zeit, nach Polanski und Co. noch weitere neue Spieler zu holen. Die vielen Transfers sind womöglich auch ein Unruheherd, aber in Italien wird längst der nächste potenzielle Neuzugang gehandelt: Amauri vom FC Parma, früherer Nationalstürmer mit brasilianischen Wurzeln.