Holtby-Abschiedstournee hängt auch von Bastos-Kauf ab
Augsburg (dpa) - Auf seiner Bundesliga-Abschiedstournee fand Lewis Holtby die deutlichsten Worte zum lahmen Schalker Auftritt. „Für einen Champions-League-Aspiranten reicht das nicht“, analysierte der 22-Jährige nach seiner vielleicht letzten Bundesligapartie für Schalke 04.
Das wenig torlose Unentschieden beim FC Augsburg schmeckte ihm deshalb gar nicht. Seit Wochen schon steht ein vorzeitiger Wechsel des Fußball-Nationalspielers zu Tottenham Hotspur im Raum - je näher das Ende des Transferfensters am 31. Januar rückt, desto wahrscheinlicher wird ein baldiger Durchbruch bei den Verhandlungen beider Clubs.
„Keine Ahnung, ob es mein letztes Spiel war. Ich habe keine Stöpsel im Ohr und keinen Newsticker. Ich kann nur abwarten, was die Offiziellen machen“, erklärte das Mittelfeldtalent. Von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde wartet er auf die eine Nachricht, die ihm einen schnellen Wechsel nach England ermöglicht. Gibt's doch keinen Deal zwischen Schalke und Tottenham, muss sich Holtby noch bis Ende Juni gedulden; für danach hat er sich schon an die Spurs gebunden.
Entscheidend hängt die Entscheidung bei Holtby offenbar auch mit der Personalie Michel Bastos zusammen. Der Brasilianer steht nach französischen Medienberichten unmittelbar vor einem Wechsel von Olympique Lyon nach Schalke und könnte den scheidenden Holtby ersetzen. „Er ist sich mit dem Club einig“, sagte Lyons Präsident Jean Michel Aulas laut der Sporttageszeitung „L'Équipe“ (Samstag) in einem Interview dem französischen Sender beIn Sport. Allerdings schränkte er ein, dass die Höhe der Ablöse noch nicht geklärt sei.
Dabei dürfte das Geld die Hauptrolle spielen - genau wie bei Holtby. Bislang scheiterte ein vorzeitiger Wechsel des Kreativspielers vor allem am zu geringen Angebot der Engländer. „Weil wir unsere Vorstellungen haben - die ihre Vorstellungen haben“, erklärte Manager Horst Heldt und räumte ein: „Momentan stocken die Verhandlungen.“
Die Spekulationen, dass Schalke nach dem Brasilianer Raffael auch dessen Landsmann Bastos im Winter zum Revierclub holt, halten schon länger an. Am Freitagabend beim 2:0 von Lyon beim Valenciennes FC gehörte der Linksaußen überraschend nicht dem Olympique-Kader an, das schürte Spekulationen über eine Einigung. Zunächst zu Unrecht. „Es gibt da nichts zu verkünden. Wir melden uns dann, wenn's was gibt“, sagte Schalke-Chef Clemens Tönnies der dpa am Sonntag.
Das 0:0 gegen Augsburg stellte natürlich auch ihn nicht zufrieden, räumte Tönnies ein. „Aber ich werde jetzt nicht ungeduldig.“ Davon schien auch Trainer Jens Keller weit entfernt, als er erklärte, mit dem Punkt „leben“ zu können. Zuvor hatte er einen müden Kick seiner Elf gesehen, viele Probleme in der Defensive und wenig Schwung nach vorne. Was möglicherweise auch mit der überraschend veränderten Taktik zusammenhing. Wie schon beim Pokal-Aus gegen Mainz hatte Keller das System vom 4-2-3-1 auf ein 4-4-2 umgestellt, Resultate waren zeitweises Chaos und Einfallslosigkeit.
„Wir müssen dominanter spielen, als Champions-League-Club das Spiel selbst in die Hand nehmen“, forderte Holtby - und beantwortete die zahlreichen Nachfragen zum angepeilten Wechsel in Kompaktform: „Meine Wohnung ist noch komplett, der Kühlschrank ist noch voll, Wasser ist noch drin, Essen auch.“ Dennoch dürfte die Lage auf Schalke zweifelsohne nicht mehr allzu lange sein Problem sein.