Aus im Titelrennen - BVB-Kapitän Kehl: „Das tut weh“
Dortmund (dpa) - Der Zauber aus den Meisterjahren ist verflogen. Abgekämpft und ernüchtert flüchteten die bisher stolzen Titelverteidiger aus Dortmund nach dem 1:2 (0:1) gegen den FC Schalke in die Kabine - begleitet von den Triumphgesängen der gegnerischen Fans.
Nicht nur der auf zwölf Punkte angewachsene Abstand auf Tabellenführer FC Bayern machte zu schaffen. Selbst die Rolle als Hauptkonkurrent der Münchner musste der BVB abtreten - ausgerechnet an den Erzrivalen aus Gelsenkirchen. „Wir haben heute das Derby verloren, unser wichtigstes Spiel des Jahres. Das tut weh“, kommentierte BVB-Kapitän Sebastian Kehl mit Leichenbittermiene.
Viel schlimmer hätte die Generalprobe für den Champions-League-Hit an gleicher Stätte gegen Real Madrid kaum verlaufen können. Ohne die verletzten Stammkräfte Marcel Schmelzer, Jakub Blaszczykowski, Mario Götze und Ilkay Gündogan mangelte es dem deutschen Meister an Ideen und Durchschlagskraft. Ähnlich frustriert wie seine Profis reagierte Jürgen Klopp auf die Schlappe. Kleinlaut räumte der Fußball-Lehrer Fehler bei der Ausrichtung seiner Notelf ein: „Das nehme ich auf meine Kappe. Ich wollte der Mannschaft durch eine Systemumstellung helfen. Leider hat das nicht funktioniert.“
Es passte ins Bild von einem wankenden Meister, dass auch der bisher stets als Heilsbringer gefeierte Trainer diesmal kein glückliches Händchen bewies. Aufgrund der vielen Ausfälle stellte Klopp sein Team nicht nur personell, sondern auch taktisch um. Doch der mutige Versuch, auf eine Dreierkette mit Sven Bender als Innenverteidiger zu setzen, ging schief. Die anfängliche Verwirrung in der BVB-Deckung nutzte Ibrahim Afellay (14. Minute) mit einem Volleyschuss aus 14 Metern zur frühen Führung der Gäste. „Wir haben ein bisschen was ausprobiert“, meinte Bender vielsagend.
Nach einer knappen halben Stunde machte Klopp dem missratenen Experiment ein Ende und griff zurück auf die bewährte Viererkette. Doch die Umstellung brachte wenig. Der Treffer von Marco Höger (48.) kurz nach dem Halbzeitpfiff wirkte wie ein Knockout. Selbst das Anschlusstor von Robert Lewandowski (55.) konnte die erste Heimniederlage seit 17 Spielen nicht abwenden. Auf anschließende Fragen nach der Alleinherrschaft der Münchner reagierte Kehl verärgert: „Was die Bayern machen, interessiert mich nullkommanull.“
Gleichwohl gibt die Tabellenkonstellation zu denken. Sogar das Überraschungsteam aus Frankfurt rangiert sieben Punkte vor dem Titelverteidiger, der Abstand auf den FC Schalke beträgt immerhin fünf Zähler. Nationalspieler Mats Hummels sieht aber noch keinen Grund zur Sorge. „Wir müssen unsere Quote verbessern - und ich denke, uns wird das gelingen. Schließlich waren wir in der vorigen Saison nach dem sechsten Spieltag nur Elfter.“
Trotz der Terminhatz der vergangenen Wochen empfindet es Hummels als Segen, dass bereits am Mittwoch die nächste schwere Aufgabe ansteht. Die Vorbereitung auf das Spiel gegen Real Madrid könnte helfen, den Ärger über die Derby-Niederlage zu vertreiben. Trotzig kündigte Hummels Wiedergutmachung an: „Wir werden gegen Real ein anderes Gesicht zeigen. Außerdem ist dann der ein oder andere heute verletzte Spieler wieder dabei.“
Doch die Hoffnungen auf eine Genesung von Leistungsträgern könnte sich als Wunschdenken erweisen. Trainer Klopp klang weniger optimistisch als der Verteidiger: „Blaszczykowski wird sicher fehlen. Ob die Anderen zurückkommen, ist sehr fraglich.“