Ballacks Abschied im Regen: „Es war eine schöne Zeit“

Nürnberg (dpa) - Nach 267 Bundesliga-Einsätzen ist Michael Ballack von der deutschen Fußball-Bühne abgetreten. Doch so ganz ohne Irritationen ging selbst der letzte Bundesliga-Auftritt von Michael Ballack nicht über die Bühne.

„Es war für mich relativ früh. Für mich kam das in dem Moment schon etwas überraschend“, sagte der 35-Jährige nach seiner Auswechslung kurz nach Wiederanpfiff beim 4:1 (2:0) von Bayer Leverkusen beim 1. FC Nürnberg. Doch sei's drum. „Sami Hyypiä hat alles richtig gemacht“, sagte Ballack nach dem Erreichen des Minimalziels Europa League lachend. „Das war ein schöner Abschluss. Und es war eine schöne Zeit.“

Um 16.38 Uhr ging Ballacks Bundesliga-Karriere am Samstag im Nürnberger Regen zu Ende. Die 48 548 Zuschauer erhoben sich noch einmal für den einstigen „Capitano“, der den Zuspruch nach seinem 267. Liga-Einsatz sichtlich genoss. Die Feierlichkeiten rund um den langjährige Leitwolf der deutschen Nationalmannschaft hatten schon vor der Partie begonnen, als ihm Nürnbergs Sport-Vorstand Martin Bader einen Blumenstrauß und Bocksbeutel-Wein überreichte. Die Abschiedspräsente musste Ballack aber erst einmal zur Seite legen, immerhin durfte er in der wichtigen Partie noch einmal von Beginn an ran. Ein versöhnlicher Abschluss für den zuletzt arg gerupften Star.

Wie für die gesamte Werkself. „Das war verdammt wichtig, dass wir die direkte Qualifikation geschafft haben“, sagte Matchwinner Stefan Kießling, der mit seinen Saisontreffern 14, 15 und 16 fast im Alleingang den Sieg sicherstellte. „Wir haben uns das verdient in den letzten Spielen. Wir haben Moral bewiesen und gezeigt, dass wir Fußball spielen können.“ Kießling erhielt für seine Glanzvorstellung ein Extra-Lob von Sportdirektor Rudi Völler: „Er hat eine grandiose Rückrunde gespielt - nicht nur wegen seiner drei Tore heute.“

Ansonsten sah Völler trotz des Erreichens der Europa League keinen Grund zur Euphorie. „Wir freuen uns, dass wir Fünfter geworden sind. Aber wir wollen nichts schönreden: Die Saison war nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Wir wollten unter die ersten Vier.“ Dies ist für die Rheinländer, für die bei einem Gegentor von Robert Mak auch André Schürrle traf, nun wieder das Ziel für die kommende Saison.

Ob mit oder ohne Hyypiä und Sascha Lewandowski blieb offen. Immerhin blieb das Duo nach der Trennung von Robin Dutt sechs Spiele ohne Niederlage und sicherte den Einzug in die Europa League. „Wenn man so punktet und zum Schluss noch einmal so ein Spiel abliefert, kann man sich schon vorstellen, mit beiden weiterzumachen“, räumte Völler ein. Doch erst einmal stehe Mitte der Woche die „große Analyse“ an. Dann soll alles entschieden werden.

Offen ist auch noch Ballacks Zukunft. „Es ist noch nichts klar. Wirklich nichts!“, sagte der 35-Jährige auf Fragen, ob er künftig in den USA auflaufen werde. „Jetzt habe ich etwas mehr Zeit, mich darum zu kümmern. Ich will versuchen, noch zwei Jahre Fußball zu spielen.“

Nürnberg musste die höchste Heimniederlage der Saison einstecken, doch das war den Franken egal. „Europa League war nie das Ziel, also konnten wir die Chance auch nie verspielen“, sagte Torhüter Raphael Schäfer. Am Ende steht Platz zehn für den „Club“, und Trainer Dieter Hecking blickte schon einmal voller Vorfreude auf den Start der nächsten Saison. „Wir sind punktgleich mit Dortmund. Schönen Urlaub!“