Bayern auf Gegnersuche - „Niveau von Barcelona“

München (dpa) - Vor der Übermacht der Bayern kapituliert selbst der Vizemeister - Münchens Spaß-und-Schieß-Gesellschaft um Franck Ribéry ist in der Fußball-Bundesliga heillos unterfordert.

Im ersten Heimspiel während des Oktoberfestes schenkte der Spitzenreiter dem entzauberten Titelkonkurrenten Bayer Leverkusen ohne übermäßige Kraftanstrengung kurzerhand ein 3:0 (2:0) ein, das die gesamte Liga in Katerstimmung versetzt haben dürfte. „Wir haben endlich mal wieder den Wiesn-Auftakt gewonnen“, frohlockte Karl-Heinz Rummenigge.

Den Bayern gehen nach dem sechsten Zu-Null-Sieg und 21:0 Toren national die Gegner aus - als Ansporn bleibt wohl nur die Champions League mit dem großen Ziel Heimfinale 2012. „Wir wissen, dass am Dienstag eine Mannschaft kommt, die qualitativ besser ist“, bemerkte Nationalspieler Bastian Schweinsteiger vielsagend mit Blick auf das echte Topspiel gegen die Neureichen von Manchester City: „Da kommt eine richtige Herausforderung auf uns zu“, glaubt Schweinsteiger.

Auch wenn die Tabellenführung nach dem 7. Spieltag erst zwei Punkte beträgt, gefühlt spielen die Münchner unter Jupp Heynckes in einer eigenen Liga. „Das ist das Niveau von Barcelona, von Real Madrid. Bayern München spielt in der Bundesliga eine absolute Sonderrolle“, kommentierte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler. Demütig ergänzte der frühere DFB-Teamchef: „Unser Niveau sind Dortmund, Bremen, Wolfsburg. Mit denen müssen wir uns messen.“

Jupp Heynckes hat die Bayern intern geeint und auf dem Platz wachgeküsst. Wie auf Knopfdruck rufen Ausnahmekönner wie Ribéry oder Jungstars wie Toni Kroos oder Holger Badstuber in dieser Saison Topleistung am Fließband ab. „Wir können uns nur selber schlagen in der Verfassung, in der wir sind“, meinte Kapitän Philipp Lahm.

Der 66-jährige Heynckes hatte auch am Samstagabend seinen Spaß - und das gegen seinen Ex-Club, mit dem er selbst vor wenigen Monaten in München sogar fünf Tore eingeschenkt bekommen hatte. Das hätte Leverkusen auch dieses Mal erleben können, aber die Bayern beließen es bei den Treffern von Thomas Müller (5. Minute), Daniel van Buyten (19.) und des umjubelten Rückkehrers Arjen Robben (90.).

„Es war nicht so brillant wie in den letzten Wochen“, erklärte Heynckes, doch der Energiesparmodus war nach dem schnellen 2:0 gewünscht: „Wir haben ein riesiges Spiel in der Champions League vor uns, wo wir wieder 90 Minuten Höchsttempo gehen müssen.“

Gegen Bayer reichten im Grunde fünf Minuten. Ein „absoluter Keulenschlag“ sei das frühe 0:1 gewesen, stöhnte Bayer-Trainer Robin Dutt. Seine Idee, in der Personalnot den 18-jährigen Debütanten Danny da Costa als Verteidiger gegen Ribéry aufzubieten, war da bei dem vom Franzosen eingeleiteten Führungstor der Bayern schon schiefgegangen. „Es gab nicht so viele Handlungsmöglichkeiten“, rechtfertigte sich Dutt, der seine Spieler sogar noch in Schutz nahm: „Hut ab vor der Mannschaft, dass sie sich nicht hat abschlachten lassen.“

Auch Völler bewertete die „Schadensbegrenzung“ als Erfolg. „Wir wollen unter die ersten Vier, daran ändert sich nichts.“ In der Champions League erwartet er schon am Mittwoch eine Reaktion: „Gegen Genk müssen wir gewinnen. Genk ist nicht Bayern München.“

Abgesehen von der Verhaftung des Brasilianers Breno wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung ist die Bayern-Welt rosarot. Seit 838 Pflichtspielminuten steht bei Torwart Manuel Neuer die Null - und das Glück perfekt machte das kurze Robben-Comeback. Frenetisch feierten die Zuschauer den Niederländer bei seiner Einwechslung nach fünf Wochen Spielpause wegen einer Schambeinentzündung. „Das war noch schöner als das Tor“, meinte Robben. „Die 15 Minuten waren ganz wichtig.“ Nach der „schwierigen Verletzung“ mahnt er sich selbst zur Geduld, und zwar nach einem gänzlich untypischen Bayern-Motto: „Man muss nicht zu viel wollen.“