Bayerns Wunsch: Weihnachten als Nummer eins der Welt
Agadir (dpa) - Bester in Deutschland, Bester in Europa - und auch wirklich der Beste in der Welt? Der FC Bayern München will sich zum Abschluss eines Jahres der Superlative zur absoluten Nummer eins krönen.
Die Mission: Nach Triple und europäischem Supercup muss bei der ungewöhnlichen Expedition nach Marokko Trophäe Nummer fünf her. „Unsere Mannschaft wird sicherlich alles reinschmeißen, um auch diesen Titel zu gewinnen“, versprach Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Für Bayern-Präsident Uli Hoeneß würde ein weiterer Erfolg nach den vielen Pokalen und Titel-Partys in den „Trend“ passen. Ein Sieg der unersättlichen Bayern gegen den chinesischen Meister Guangzhou Evergrande mit Italiens Weltmeistertrainer Marcello Lippi ist im Halbfinale am Dienstag in Agadir fest eingeplant.
„Für das Vereinsmuseum wäre es super, diesen Titel zu holen“, betonte Trainer Pep Guardiola schon. Der Spanier triumphierte mit dem FC Barcelona gleich zweimal bei dem in Südamerika höher als in Europa geschätzten Wettbewerb. „Das ist einer der Titel mit dem meisten Prestige.“ Der Starcoach soll das veredeln, was Jupp Heynckes mit dem Triple erst möglich machte. „Für viele Spieler ist es die erste Club-WM überhaupt. Sie werden heiß sein“, versicherte Guardiola, der vor den Chinesen warnte. Zwar sei der FC Bayern Favorit, aber Mannschaften mit italienischen Trainern seien immer eine Gefahr, mahnte der Spanier und empfindet das Duell gegen Lippi als eine „Ehre“.
Hochmotiviert - und ebenfalls gewarnt - sind seine Profis auch für die Achtelfinal-Aufgabe in der Champions League: Gegner ist dort wie im Vorjahr Premier-League-Spitzenreiter FC Arsenal um die Nationalteam-Kollegen Lukas Podolski, Mesut Özil und Per Mertesacker.
„Arsenal konnte man nicht unbedingt als Wunschlos bezeichnen“, gestand Kapitän Philipp Lahm im Teamhotel, wo ein Weihnachtsbaum mit Dekogeschenken den Eingangsbereich ziert. „Das härteste Los von den Zweitplatzierten. Schön, dass man auf Nationalmannschaftskollegen trifft.“
Die werden vielleicht am Dienstagabend auch vor dem TV hocken und verfolgen, wie Lippi einem deutschen Team erneut die Titelträume vermiesen möchte. 2006 sorgte er mit dem späteren Weltmeister Italien für das tränenreiche Ende des Sommermärchens. „Lippi hat viel Erfahrung. Wir müssen uns so gut wie möglich vorbereiten“, erklärte der 42 Jahre alte Guardiola. „Von ihm weiß man, dass die Mannschaft taktisch gut eingestellt ist“, mahnte auch Nationaltorwart Manuel Neuer. Noch mehr gepriesen werden die Münchner: Die „berühmten und mächtigen Bayern“ seien gar ein „kosmisches Team“, befand die chinesische Staatsagentur Xinhua.
So weit geht Neuer nicht, aber man wolle sich durch den nächsten Titel „wirklich“ zur Nummer eins der Welt machen, wünschte sich der Keeper. „Das wäre ein krönender Abschluss von so einem Jahr, wie wir es 2013 hatten“, hob auch Lahm hervor. Als der FC Bayern 2001 den Vorgänger-Wettbewerb Weltpokal zum dritten Mal nach Deutschland holte (Bayern 1976 und Dortmund 1997) erlebte Lahm das von Sammy Kuffours Treffer entschiedene Finale in Tokio noch zu einer „komischen Uhrzeit“ vor dem TV. Diesmal ist der Zeitunterschied nur eine Stunde.
„Es ist ganz gut für uns, dass wir nicht nach Japan fliegen müssen. Wir haben keine große Zeitumstellung“, sagte Neuer mit Blick auf das Turnier, das schon sechsmal in Japan stattfand. „Es ist kein Zeitunterschied, das könnte ein kleiner Vorteil für uns sein“, erklärte auch Guardiola. Sein zweiter Titel nach dem europäischen Supercup Ende August soll her. „Aber ich habe erlebt, wie schwierig ein Halbfinale bei der Club-WM ist.“ Der Spanier hofft „auf ein Finale gegen Ronaldinho“. Dessen Team Atletico Mineiro trifft im anderen Semifinale auf Raja Casablanca.
Doch wie voll sind die Akkus der dauerbelasteten Bayern-Spieler noch? 54 Pflichtspiele stecken Lahm, Neuer & Co. nach einem strapaziösen Kalenderjahr schon in den Knochen. „Wenn man am Ende des Jahres das Beinchen und Körperchen ein Prozent weniger Power haben, muss man das aus dem Kopf holen“, forderte Sportvorstand Matthias Sammer am Montagmittag im abgeschiedenen Teamhotel. Die weltweite Strahlkraft eines Erfolgs sei schön, aber vor allem zähle der Titel. „Allein schon der Name: Club-Weltmeisterschaft.“
Ein Erfolg der in allen Bereichen boomenden Münchner beim Turnier in Agadir und Marrakesch, wo am Samstag das Finale stattfindet, wäre ein großer „Imagegewinn“, wie der 2001 im Weltpokal siegreiche Trainer Ottmar Hitzfeld betonte. „Eine neue Stufe auf der ganzen Welt.“ Dazu geht es um einen „Haufen Geld“, so Lahm. Der Gewinner darf sich über 3,65 Millionen der insgesamt 12 Millionen Euro Preisgeld freuen. Und zumindest gute Erinnerungen haben die Münchner an Guangzhou. Bei einem Testkick im Sommer 2012 gewann man dort 2:1 - allerdings gegen den VfL Wolfsburg.