Schalke dementiert Einigung mit Schaaf
Gelsenkirchen (dpa) - Schalke 04 steckt in einem Dilemma. Die königsblauen Fußballprofis stehen im Achtelfinale der Champions League und haben in der Bundesliga Tuchfühlung zu den internationalen Startplätzen.
Ist das trotzdem zu wenig, ist Chefcoach Jens Keller dennoch ein Trainer auf Abruf?
Die Diskussionen sind intensiv wie nie. Da war die Königsklassen-Auslosung eine willkommene Gelegenheit zur Ablenkung. „Das ist ein tolles Los, auch für unsere Fans! Sich mit dem berühmtesten Fußballclub der Welt mit Spielern wie Cristiano Ronaldo, Iker Casillas oder Gareth Bale messen zu können: Darauf freuen wir uns riesig“, sagte Keller zu den K.o.-Begegnungen mit den „Königlichen“. Für Jungstar Julian Draxler wird es ein Highlight: „Es war schon immer mein Traum, einmal gegen Real Madrid und im Bernabeu zu spielen.“ Aber: „Viel schwerer konnte es kaum für uns werden.“
Ob Keller das Spiel noch als Chefcoach erleben wird, darf angezweifelt werden. Denn ein Gerücht hält sich hartnäckig: Thomas Schaaf soll das Kommando übernehmen. Schalke dementierte umgehend. Noch während der Weihnachtsfeier teilte Vereinssprecher Thomas Spiegel mit: „Die Meldung ist falsch und entspricht nicht den Tatsachen.“ Medienveröffentlichungen, die Gelsenkirchener seien sich mit Schaaf darüber einig, der ehemalige Bremer Meistercoach solle schon mit Beginn der Rückrunde Jens Keller ablösen, wollten die Verantwortlichen so nicht stehen lassen.
Die Information der Dortmunder „Ruhr Nachrichten“ machte in Online-Medien schnell die Runde - und Schalke reagierte prompt mit Spiegels Einlassung. Auch Manager Horst Heldt hatte unmittelbar nach dem 2:0 gegen den SC Freiburg durch das Eigentor des Freiburgers Nicolas Höfler (44. Minute) und den Foulelfmeter von Jefferson Farfán (67.) wissen lassen, dass es keine Eil-Aktion geben werde.
„Es bleibt dabei, dass wir nach dem Spiel in Nürnberg Bilanz ziehen werden“, sagte Heldt. Erst nach dem 21. Dezember werde man eruieren, „was gut und schlecht war und was wir besser machen müssen“. Heldt schob einen Satz nach, der nicht zwangsweise dafür spricht, dass eine Beurlaubung Kellers als Chefcoach und eine mögliche Rückkehr in den Nachwuchsbereich der Gelsenkirchener bevorstehe: „Dabei geht es nicht in erster Linie um den Trainer.“
Aber, legte Heldt nach, der Trainer sei der Hauptverantwortliche. Wie schon vor genau einem Jahr, als Keller nach der damaligen 1:3-Niederlage gegen Freiburg Huub Stevens ablöste. Eines stellte Heldt klar: „Ich habe nie gesagt, dass wir definitiv nicht mit Jens Keller in die Rückrunde gehen werden.“ Und die wissbegierigen Medienmenschen entließ Heldt mit einer Art Entwarnung: „Sie können entspannt in den Weihnachtsurlaub gehen.“
Keller bewertete den Verlauf der Halbserie trotz des Einzugs in das Achtelfinale der Champions League durchaus selbstkritisch: „Das war mit einigen Aufs und Abs.“ Er verwies aber auch auf eine Verletzungsmisere: „Es gab ständig zwischen drei und acht oder neun Ausfälle.“ Aus der Haut fuhr Keller nicht, dafür habe er zu viel Respekt vor denjenigen, die ihn beurteilen. Er monierte indes eines: „Viele Dinge bei uns werden nicht erkannt.“ Zum Beispiel, dass gegen Freiburg fünf junge Profis aus der eigenen Jugend im Team standen.
Es scheint, als fühle sich Keller medial nicht ausreichend anerkannt. Rückendeckung bekam er bereits in der vergangenen Woche von Clemens Tönnies. Der Aufsichtsratschef hatte öffentlich wissen lassen, dass er trotz der häufigen Leistungsschwankungen der Profimannschaft nicht viel von Unruhe „auf Schalke“ spüre. Und: „Ich kann Jens nichts vorwerfen. Er ist falsch dargestellt in der öffentlichen Wahrnehmung und wird falsch wahrgenommen.“