Braungebrannter Strippenzieher: Finke lenkt Paderborn
Paderborn (dpa) - Während der Spiele zeigt der Macher keine Emotionen. Wilfried Finke verfolgt die Heimduelle im Stadion des SC Paderborn vom komfortablen Ledersitz, nur eine Glasscheibe hinter seinem Rücken trennt ihn vom dampfenden Büfett des VIP-Bereichs.
Selbst die erstaunlichen ersten Gehversuche seines Clubs in der Fußball-Bundesliga veranlassten den Präsidenten zu keiner großen Regung. Finke saß bei den Spielen stets entspannt, beobachtete, rauchte und genoss die furiosen Auftritte des SCP im Stillen - als hätte er alles schon vorher gewusst.
„Ich habe mir stets hohe, auf den ersten Blick unerreichbare Ziele gesteckt. Nur dann kann man etwas Außergewöhnliches erreichen“, sagte er vor Beginn der für seinen Club historischen Spielzeit. Zehn Punkte sollten es nach vier Spielen für den Aufsteiger idealerweise sein. Eine motivierte Zielsetzung, die nicht nur Coach André Breitenreiter irritierte. „Mir als Trainer, der den sportlichen Bereich verantwortlich bewertet, können solche Aussagen natürlich nicht passen“, erklärte der Ex-Profi. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Mit enormer taktischer Reife überraschte der SCP die Liga, holte acht Punkte aus den ersten vier Partien und fuhr sogar als Tabellenführer zum Spitzenspiel nach München.
Finke schien es geahnt zu haben. Vor 20 Jahren startete der stets braun gebrannte Möbelverkäufer sein finanzielles Engagement bei den Ostwestfalen. Er wurde Hauptsponsor, Präsident und weitete hinter den Kulissen seinen Einfluss auf den sportlichen Bereich aus. Nicht jeder im Verein verstand sich mit dem machtbewussten Mäzen. Wer Finkes Ratschläge oder Anregungen nicht in die Tat umsetzte, zog sich schnell den Unmut des Vereinsbosses zu. Scharfe öffentliche Kritik und im schlimmsten Fall die Kündigung waren die Folge. Der Boss rühmt seinen SCP gerne als „familiären Verein mit kurzen Entscheidungswegen“. Schließlich hat er als Familienvater des Paderborner Fußballkonstrukts das letzte Wort.
Finke plante den Erfolg seines SCP wie den Aufschwung seines Möbelunternehmens. 1978 übernahm er einen kleinen mittelständischen Betrieb von seinem Vater, mittlerweile beschäftigt der 63-Jährige rund 1500 Mitarbeiter bei einem jährlichen Umsatz von etwa 300 Millionen Euro. „Ich denke stets mittel- und langfristig. Ansonsten wäre dieser konsequente Weg aus der vierten Liga in die Bundesliga innerhalb von knapp 20 Jahren nicht möglich gewesen“, sagte er. Nur rund 100 Meter Luftlinie trennen die Unternehmenszentrale von seinem sportlichen Meisterwerk. Von seinem Büro hat er einen einwandfreien Blick auf die Arena.
Mit dem Aufstieg in die Bundesliga hat Finke mit den Ostwestfalen alle sportlichen Ziele erreicht. 2015 will er sein Präsidentenamt niederlegen, vielleicht auch, um den Verein ein wenig von seiner Person zu befreien. Bevor er geht, will er nur noch einen für ihn entscheidenden Schritt gehen. „Ich gehe erst, wenn der SC Paderborn schuldenfrei ist. Dafür kämpfe ich wie ein Terrier“, sagte er einmal. In einem Jahr soll es so weit sein.