Braunschweiger Entwicklung „in ganz kleinen Schritten“

Braunschweig (dpa) - Torsten Lieberknecht tanzte Ringelreihen. Der Coach von Eintracht Braunschweig bildete mit Spielern und Betreuern einen Kreis und feierte rund um den Anstoßpunkt drei überraschende Punkte, die den Traum vom Klassenverbleib lebendig halten.

Als die erste Euphorie über das 1:0 (1:0) gegen 1899 Hoffenheim etwas verflogen und auch die Ehrenrunde längst absolviert war, sagte der Coach: „Die Mannschaft hat gezeigt, dass man sie nicht totschreiben darf.“

Totgesagte leben länger - darauf setzt auch Lieberknecht. Trotz der Zähler neun, zehn und elf ist sein Team in der Fußball-Bundesliga „weiter Abstiegskandidat Nummer eins“, wie der Coach betonte: „Wir werden weiter die Mannschaft sein, mit der keiner rechnet.“

Nach dem leidenschaftlichen und intensiven Fußballspiel hatte der Trainer des Tabellenletzten nicht den Sinn für die Realität verloren. Seine Mannschaft entwickle sich, fasste er die erste Halbserie in der ersten Liga zusammen, „vielleicht aber nicht mit dem rasanten Tempo, das man bräuchte in der ersten Liga. Die entwickeln sich in ganz, ganz kleinen Schritten weiter.“

Lieberknecht war nicht entgangen, dass es vor allem am mangelhaften Abwehrverhalten des Gegners lag, dass der technisch limitierten Eintracht der dritte Saisonsieg gelang. Immerhin klappte eine Premiere: Das entscheidende Tor glückte Torsten Oehrl in der 29. Minute mit dem ersten Eintracht-Elfmeter in dieser Saison. „Eingeteilt war niemand“, erklärte der Coach nach der Energieleistung gegen die defensiv konfusen Hoffenheimer. Oehrl, erst zum dritten Mal in der Startelf, schnappte sich einfach den Ball und verwandelte sicher.

„Das war richtig wichtig, jetzt können wir Weihnachten genießen“, kommentierte Benjamin Kessel die Bedeutung des gelungenen Hinrunden-Abschlusses. Ähnlich sah es auch Mirko Boland: „Das war sehr, sehr wichtig, um mit einem guten Gefühl in die Winterpause zu gehen.“

Trotzdem: Für den Klassenverbleib muss sich etwas ändern. Lieberknecht weiß, „dass wir der Mannschaft helfen müssen“. Neue Spieler zu holen, ist indes nicht so einfach für den Aufsteiger. „Ich würde nie etwas fordern, was der Verein sich nicht leisten kann“, betonte der Coach und verwies auf den kleinsten Etat der Liga. Manager Marc Arnold kündigte beim NDR an: „Es wird sich vermutlich im Offensivbereich etwas tun, um die Torgefahr zu erhöhen.“

Die Hoffenheimer haben ein ganz anderes Problem. Sie sind zwar nicht akut abstiegsgefährdet, haben allerdings in der Defensive eklatante Mängel. Hätte Torwart Jens Grahl in seinem dritten Spiel nicht so überragend gehalten, hätte sein Team deutlich höher verloren. Zudem zürnte 1899-Coach Markus Gisdol über Referee Guido Winkmann. „Wir müssen heute drei Elfmeter bekommen“, betonte Gisdol. „Wenn das der Schiedsrichter einfach nicht sieht, dann frage ich mich, ob das Bundesliga-Niveau ist.“