HSV-Coach kritisiert Team: „Immer dieselben Fehler“

Hamburg (dpa) - Nach der drittschlechtesten Hinrunde der HSV-Geschichte stellte Coach Bert van Marwijk zum ersten Mal die Klasse seines Teams infrage.

„Die Spieler machen immer dieselben Fehler, das hat zu tun mit der Qualität“, sagte der 61 Jahre alte Trainer des Hamburger SV desillusioniert nach dem 2:3 (1:0)-Hinrundenabschluss gegen den FSV Mainz 05. Der aufgebrachte Sportdirektor Oliver Kreuzer stellte klar: „Es liegt nicht am Trainer. Dass man fünf von acht Heimspielen verliert, habe ich noch nicht erlebt“. Insgesamt gewann der HSV 2013 nur fünf seiner 17 Auftritte im Volkspark.

Es läge nicht einmal an der Einstellung: „Es gab keinen Spieler, der nicht laufen wollte. Aber die anderen Mannschaften sind einfach besser.“ Nun werde man alles auf den Prüfstand stellen. „Wenn unserer Meinung nach gewisse Dinge nicht ausreichen, müssen wir sie verändern.“ Besonders ins Auge stachen die mageren Leistungen von Tomas Rincon und Petr Jiracek. Der Venezolaner hatte schon beim absichtlichen Handspiel Rot statt Gelb verdient, die Gelb-Rote (82. Minute) nach Foul an dem überragenden Doppel-Torschützen Shinji Okazaki (47./90.+2) war nur folgerichtig.

Viel zu oft reklamierte Rincon Foulspiel und blieb liegen, statt den Mainzer Gegenspielern hinterherzulaufen. Das Angebot zur Vertragsverlängerung, das ihm die Hamburger unterbreitet hatten, empfindet er aber als Zumutung. Über den eingewechselten Jiracek regten sich van Marwijk und Kreuzer richtig auf. Statt mit Mann und Maus zu verteidigen, blieb der Tscheche am Ende im gegnerischen Strafraum stehen und glaubte noch an den Sieg.

„Wir laufen da rum wie eine Schülermannschaft. Jiraceck ist immerhin ein tschechischer Nationalspieler“, meinte Kreuzer. Möglich, dass der Gescholtene nicht mehr lange HSV-Spieler ist. Verstärkungen wird es vor dem Auftakt zur Rückrunde am 26. Januar gegen Schalke 04 aber nicht geben. Der teure Kader soll ausgedünnt werden. Die 9,8 Millionen Euro Minus, die Präsident Carl Jarchow bei der Mitgliederversammlung am 19. Januar verkünden wird, sind Zündstoff genug. Das preiswertere Mainzer Team machte vor, wie frisch ein Kombinationsspiel sein kann, selbst wenn man wie Torschütze Nicolai Müller (50.) wegen Sprunggelenkschmerzen seit Wochen Tabletten nimmt.

Van Marwijks einzige Erklärung waren Verletzungen wie die zwei nicht auskurierten von Rafael van der Vaart (Bänderriss und Knieprellung) und von Tolgay Arslan (Oberschenkelprobleme). Zudem fielen Heiko Westermann und René Adler aus. Doch auch mit den arrivierten Stammspielern sah der HSV diese Saison schlecht aus. Die Frage ist, ob sich der teure Trainerrauswurf von Thorsten Fink überhaupt gelohnt hat.

Van Marwijk hat endgültig kapiert, dass es mit der lockeren Leine nicht geht. Dafür setzte er am Sonntag noch ein Zusatztraining an - etliche Profis mussten Urlaubsflüge umbuchen. Aber das dreimalige Geheimtraining in der Woche brachte nichts.

Der einzige Lichtblick bleibt Hakan Calhanoglu, der nicht nur mit seinem Tor (21.) seine außergewöhnliche Klasse bewies. Mit einem Verkauf würde man sich einiger finanzieller Sorgen entledigen. „Hakan bleibt hier. Man würde uns ja für verrückt erklären, wenn wir jetzt Hakan weggeben“, sagte Kreuzer unmissverständlich. Nur mit einem kreativen, aber viel zu langsamen van der Vaart in der Offensive sind die Norddeutschen zu berechenbar. Da änderte auch das zwischenzeitliche Anschlusstor (78.) nichts daran. Auf Platz 14 mit nur zwei Punkten Abstand zu Relegationsrang 16 wartet nun wieder der Abstiegskampf auf den mit mehr als 40 Millionen Euro teuren Kader.