Fandels Hinrunden-Fazit: „Deutliche Fehler“ bei Abseits

Frankfurt/Main (dpa) - Die Bundesliga-Schiedsrichter standen in der Vorrunde auffallend häufig in der Kritik. Eine detaillierte Analyse werden die Spitzenreferees im Trainingslager im Januar auf Mallorca vornehmen.

„Aber man kann sicher vorab sagen, dass wir mit dem Verlauf der Hinrunde insgesamt nicht rundum zufrieden sein können“, erklärte Herbert Fandel, der Vorsitzende der Schiedsrichter-Kommission beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Wie fällt ihre Bilanz der Schiedsrichter für die Bundesliga-Halbserie aus?

Herbert Fandel:Eine detaillierte Analyse der Hinrunde werden wir erst im Wintertrainingslager der Bundesliga-Schiedsrichter im Januar auf Mallorca vornehmen. Aber man kann sicher vorab sagen, dass wir mit dem Verlauf der Hinrunde insgesamt nicht rundum zufrieden sein können.

Es gab nicht nur einige spektakuläre Fehlentscheidungen wie beim „Phantomtor“, sondern auch ansonsten viel Kritik. Hat Deutschland wirklich noch die besten Schiedsrichter der Welt, wie es immer hieß?

Fandel:In der Tat gab es in der Hinrunde einige sehr öffentlichkeitswirksame und ungewöhnliche Einzelsituationen. Ich weiß aber, dass dies nichts mit der generell sehr hohen Qualität unserer Schiedsrichter zu tun hat.

Wie schwer wiegt die Tatsache, dass der Fußball auf diesem Niveau immer schneller wird?

Fandel:Dass der Job des Schiedsrichters im modernen Profifußball nicht einfach ist, weil die Anforderungen extrem hoch sind, ist keine neue Erkenntnis. Aber unsere Schiedsrichter arbeiten in einem professionellen Umfeld und sind dieser Aufgabe gewachsen.

Bei Abseits verblüffen die Assistenten oft damit, dass sie Zentimeter-Entscheidungen erkennen können. Gleichzeitig passieren wie beim 3:3 zwischen Hannover und Nürnberg Fehler, die jeder Zuschauer auf der Tribüne sieht. Gibt es dafür eine Erklärung?

Fandel:Es stimmt, dass es gerade zum Ende der Hinserie überraschend deutliche Fehler in Abseitsbewertungen gab. Das ist natürlich ärgerlich und darüber werden wir in Mallorca sicherlich auch sprechen, aber es ändert nichts an der Tatsache, dass unsere Assistenten in der Vorrunde mit zahllosen schwierigen Situationen insgesamt einen guten Job gemacht haben.

Erstmals halten die 22 Erstliga- und 20 Zweitliga-Schiedsrichter ein längeres Winter-Trainingslager im Januar auf Mallorca ab. Gibt es mehr Gesprächsbedarf als sonst - oder was sind die Gründe?

Fandel:Dieses Trainingslager ist seit langem geplant. Es ist keine Reaktion auf die öffentliche Kritik, sondern Teil der Professionalisierungsmaßnahmen im Schiedsrichterbereich. Mallorca bietet uns perfekte Bedingungen für die Vorbereitung auf die Rückrunde und die Möglichkeit, in aller Ruhe die Vorrunde intensiv und sachlich aufzuarbeiten.

Dabei soll es erstmals nicht nur Fitness-, sondern auch Regeltests geben. Müssen die Referees jetzt jedes halbe Jahr ihre Bundesliga-Tauglichkeit unter Beweis stellen?

Fandel:Nein, Tests dieser Art gehören schon seit Jahren zum Tagesgeschäft und erschrecken längst keinen Bundesliga-Schiedsrichter mehr.

Sie haben sich schon immer für die Torlinientechnologie ausgesprochen. Die DFL will jetzt bereits im Frühjahr 2014 eine Grundsatzentscheidung über die Einführung treffen. Welcher Zeitplan ließe sich für die Unparteiischen am besten umsetzen?

Fandel:Wir sind jederzeit bereit. Wenn die Technik eingeführt wird, wird sie von uns auch angewendet. Egal wann.

Was halten Sie von dem Freistoß-Spray, das bei der Club-WM angewendet wurde und FIFA-Präsident Blatter auch bei der WM 2014 in Brasilien sehen will?

Fandel:Ehrlich gesagt kann ich mich bislang damit nicht so recht anfreunden. Und eine wirkliche Notwendigkeit dafür sehe ich auch nicht.