Der sportliche Niedergang des Hamburger SV seit 2009
Hamburg (dpa) - Fünf Cheftrainer und vier Sportchefs seit 2009, dazu fünf Aufsichtsratsvorsitzende seit 2007: Der Niedergang des ruhmreichen Fußball-Bundesligisten Hamburger SV lässt sich an Fakten, Streit und Indiskretionen festmachen.
Vor allem die Trennung nach sieben besseren Jahren von Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer zog 2009 den Abwärtstrend nach sich. Werden die Interimslösungen auf der Bank hinzugerechnet, hat der HSV seitdem sogar neun Trainer verschlissen.
2008/2009: Martin Jol kommt als neuer Chefcoach, Rafael van der Vaart geht zu Real Madrid, dafür werden unter anderem Mladen Petric und Marcell Jansen geholt. Am Saisonende wird der HSV Fünfter. Dennoch löst Bruno Labbadia Martin Jol ab, den es zu Ajax Amsterdam zieht. In der Sommerpause kommt es zur Trennung zwischen dem HSV und Beiersdorfer.
2009/2010: Nach dem Abgang des langjährigen Sportchefs führt der Clubvorsitzende Bernd Hoffmann die Geschäfte übergangsweise mit. Sportlich läuft es nicht unter Labbadia, der im April 2010 beurlaubt wird. Ricardo Moniz übernimmt als Interimscoach bis Saisonende - ohne das erhoffte Happy End. Der HSV scheitert bei seiner bisher letzten UEFA-Cup-Teilnahme in Halbfinale am FC Fulham und wird Liga-Siebter.
2010/2011: Die geplante Verpflichtung von Urs Siegenthaler scheitert: Vier Tage vor dem geplanten Dienstantritt am 1. August 2010 sagt der Schweizer bei Hoffmann ab und bleibt DFB-Chefscout. Nun wird der als Assistent im Management vorgesehene Ex-Profi Bastian Reinhardt Sportdirektor. Im Januar 2011 platzt auch der schon angekündigte Wechsel von DFB-Sportdirektor Matthias Sammer als Sportchef zum HSV. Der Ex-Nationalspieler ist verärgert über die Indiskretionen, die - wie so oft beim HSV - vom Aufsichtsrat ausgegangen sein sollen. Im März wird der erst im Sommer verpflichtete Coach Armin Veh durch Michael Oenning ersetzt. Der erreicht noch Rang acht. Auch für Vorstandschef Hoffmann kommt das Aus. Da der Ende 2011 auslaufende Vertrag nicht verlängert werden soll, kommt es auch hier im März des Jahres zur sofortigen Trennung.
2011/2012: Als neuer Hoffnungsträger und Sportchef wird der dänische Ex-Nationalspieler Frank Arnesen vom FC Chelsea nach Hamburg gelotst. Leistungsträger wie Trochowski und Torhüter Frank Rost verlassen den Verein, Arnesen bringt einige Chelsea-Reservisten mit. Der Start geht total daneben: Im September wird Michael Oenning nach 13 Spielen ohne Sieg entlassen. Thorsten Fink übernimmt den angeschlagenen HSV, der als 15. nur knapp dem ersten Abstieg der Vereins-Geschichte entgeht.
2012/2013: Nach einem neuerlichen Fehlstart werden im August van der Vaart sowie die Nationalspieler Milan Badelj und Petr Jiracek nachverpflichtet. Der HSV bewahrt diesmal in der Trainerfrage die Ruhe, steigert sich unter Fink und wird am Ende ordentlicher Siebter. Dafür kommt für den längst umstrittenen Sportchef Arnesen das Aus.
2013/2014: Mit Fink und dem neuen Sportdirektor Oliver Kreuzer, einst alte Weggefährten beim FC Basel, soll Kontinuität Einzug halten. Doch rasch steht es erneut schnell schlecht um den HSV, der unbedingt den zuvor nur knapp verpassten Europa-League-Platz einnehmen will. Schon im September trennt sich der HSV als Tabellen-15. von Trainer Fink. Bert van Marwijk übernimmt und legt einen ordentlichen Start mit acht Punkten aus vier Spielen hin. Danach geht es abwärts bis auf Rang 17.