HSV, VfB und Werder: Abstiegsangst bei Ex-Meisterteams
Berlin (dpa) - Zusammen kommen sie auf drei Europacupsiege, 15 deutsche Meistertitel und 150 Jahre Bundesliga - aktuell verbindet die drei taumelnden Bundesliga-Schwergewichte Hamburger SV, Werder Bremen und VfB Stuttgart aber nur eins: die nackte Angst ums sportliche Überleben.
Drei empfindliche Heimniederlagen haben die ohnehin schon dramatische Lage bei den einstigen Topteams im Bundesliga-Abstiegskampf noch einmal verschärft. Der HSV stand am Wochenende gar vor einer bis dato einmaligen Revolution in der Clubgeschichte, das Großreinemachen scheiterte nach einer achtstündigen Krisensitzung wohl nur an der Uneinigkeit des Aufsichtsrates - zumindest vorerst.
Dabei hatten einige Kontrolleure den ganz großen Schnitt beim HSV angedacht: Trainer raus, Sportchef raus, Vorstandschef raus, Vize-Vorstandschef raus. Und dann: Der vermeintliche Heilsbringer Felix Magath rein. Der Personalausschuss des Kontrollrates hatte drei Tage zuvor mit dem Umworbenen Kontakt aufgenommen. Doch für die Revolution mit dem Helden von einst als starkem Mann gab es im Aufsichtsrat offensichtlich keine Mehrheit. Acht der elf Mitglieder hätten sich dafür entscheiden müssen.
Damit wird Bert van Marwijk zumindest am Mittwoch im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen die Übermannschaft des FC Bayern München auf der Bank sitzen. Die Rückendeckung der nicht minder in der Kritik stehenden Verantwortlichen Carl Jarchow (Vorstandschef) und Oliver Kreuzer (Sportdirektor) hat der Niederländer noch - trotz des HSV-Negativrekords von sechs Pleiten in Serie. „Wir haben alles analysiert und im Vorstand die Entscheidung getroffen, mit Bert van Marwijk weiterzumachen“, sagte Jarchow am Sonntag und Kreuzer fügte hinzu: „Wenn ich wüsste, ein anderer Trainer sitzt draußen, und mit dem spielt die Verteidigung besser, wechsel ich gleich morgen. Aber das Gefühl habe ich nicht.“
So droht die Lage gegen die Bayern bei einer weiteren (hohen) Niederlage weiter zu eskalieren. Nach dem 0:3 gegen die Hertha attackierten Fans die eigenen Spieler, traten auf deren Autos ein und schlugen sich anschließend selbst die Köpfe blutig. Die Polizei griff mit Pfefferspray und Schlagstöcken ein.
Nur drei Punkte besser als der Tabellen-17. HSV steht der VfB da. Doch die Lage nach dem 1:4 gegen den FC Augsburg ist ernst. „Das ist eine Katastrophe, keine Frage“, sagte etwa Stuttgarts neuer Präsident Bernd Wahler und rief „14 Endspiele“ aus. Die ersten beiden bestreitet der VfB gegen 1899 Hoffenheim und Hertha BSC.
Anders als an der Alster setzen die Krisen-Manager in Stuttgart und Bremen trotz der prekären Lage auf die alt bekannte Weisheit: In der Ruhe liegt die Kraft. „Angst ist ein schlechter Ratgeber“, sagte VfB-Manager Fredi Bobic. Eine Trainerdiskussion gebe es nicht. „Da sind wir sehr ruhig und bleiben ruhig.“ So sieht es auch VfB-Präsident Wahler, der dem jungen Trainer Thomas Schneider und Bobic den Rücken stärkte. „Mein Vertrauen in die beiden ist ungebrochen“, betonte der Clubboss und beteuerte: „Wir stehen zu unserem Konzept und unserer Idee“. Schneider wird die warmen Worte gerne hören, seine Situation entschärfen jedoch nur Punkte.
Von einem Trainerwechsel will auch Bremens Manager Thomas Eichin ungeachtet des ernüchternden 1:5 gegen Borussia Dortmund und der zweitschlechtesten Zwischenbilanz nach 20 Spieltagen in der Clubgeschichte nichts wissen, sprach aber deutlich wie nie vom Abstiegskampf: „Ich will nichts schönreden. Jetzt stehen wir da unten drin.“ Geschäftsführer und Aufsichtsrat stünden aber zu Robin Dutt, stellte Eichin klar. Fragen zum Trainer werde er nicht beantworten. Der Coach selbst ist sich bewusst, dass er stürmische Zeiten erleben wird: „Ich stelle mich in den Wind.“