Meinung Die 55. Bundesliga-Saison: Noch ist der Fußball nicht verloren
Mit dem Ende der 55. Bundesliga-Saison schließt sich ein Kreis. Als letztes Gründungsmitglied ist nun auch der Hamburger SV abgestiegen. Es ist das beinahe logische Ergebnis eines langjährigen Missmanagements und dennoch kein Grund zur Schadenfreude: Der traditionsreiche HSV mit seinen zahlreichen Fans wird — genauso wie der 1. FC Köln — der Liga fehlen.
Die Rauchzeichen im Stadion waren nur Ausdruck eines kindischen, leider gefährlichen Imponiergehabes einer Minderheit.
Die verständliche Empörung über Fan-Auswüchse ändert aber nichts daran, dass es tatsächlich Anlass zur Sorge gibt: Der Fußball ist ein wichtiges soziales Bindemittel. Sieben Millionen Kinder, Jugendliche und Erwachsene kicken in 25 000 Vereinen, Hunderttausende hängen mit Leib und Seele an „ihrem“ Verein, aber die zum kommerziellen „Premium-Produkt“ geformte Bundesliga entfernt sich immer weiter von der Basis.
Das Feilschen um absurde Ablösesummen, Gehälter und Fernsehrechte, die Einführung von Montagsspielen und die immer weiter auseinander klaffende Schere zwischen Klein und Groß schmälern das Vergnügen beträchtlich. Und das Chaos um den neuen Videobeweis, verzögerter Torjubel inklusive, war ebenfalls kein Ruhmesblatt.
Aber es gibt auch Grund zur Freude: Zum Beispiel darüber, dass ein Verein wie der SC Freiburg, obwohl er nur die Hälfte des Geldes umsetzt, das der HSV zur Verfügung hat, die Klasse halten kann. Oder dass ein Verein wie Mainz 05 dafür belohnt wird, dass er auch in Krisenzeiten an Trainer Sandro Schwarz festhielt. Noch, so möchte man meinen, ist der Fußball nicht verloren.