Die „Unperfekten“: Klopps BVB muss malochen

Dortmund (dpa) - Schlecht gespielt und doch gewonnen: Borussia Dortmund sammelt auch dann Punkte, wenn es auf dem Rasen nicht laufen will. Jürgen Klopp machte daraus nach dem 2:0 (0:0)-Arbeitssieg gegen den 1. FC Nürnberg eine Tugend.

„Ich habe an so etwas besonderen Spaß“, sagte der Trainer nach dem mühevollen Erfolg im 59. Bundesliga-Duell mit den emsigen Franken. „An einem perfekten Tag kann jeder gewinnen, an einem weniger perfekten muss man es sich verdienen. Das passt dann.“

Überhaupt nicht gepasst hat dies seinem Kollegen Dieter Hecking. „Wenn man beim deutschen Meister verliert, sagt man, es ist ganz normal. Heute war es aber nicht normal, da wir nicht nur in der ersten Halbzeit mit dem BVB auf Augenhöhe gespielt haben“, stellte er fest und fuhr frustriert fort: „Heute werden wir gelobt, morgen auch. Am Montag lesen wir es in der Zeitung und am Dienstag stellen wir fest: Wir haben keine Punkte gewonnen.“ Dass der letzte „Club“-Sieg in Dortmund 21 Jahre zurückliegt, dürfte für Hecking kein Trost sein.

Der Titelverteidiger hatte Glück, nach schlechter Leistung in der ersten Hälfte mit 0:0 in die Pause gehen zu dürfen. Obwohl Klopp versicherte, dass er nicht „Türenknallend“ zurück auf den Rasen gestürmt sei, dürfte seine Kabinenpredigt nach dem „eindimensionalen“ Hin und Her deftig ausgefallen sein. Und zeigte Wirkung! In der 50. Minute erzielte Robert Lewandowski das 1:0, Kevin Großkreutz gelang mit einem von Timm Klose unglücklich abgefälschten Ball das zweite Tor (80.). „Man kann uns nicht vorwerfen, unsere Möglichkeiten nicht genutzt zu haben“, sagte BVB-Präsident Reinhard Rauball süffisant. „Wir hatten eine nahezu 100-prozentige Chancenauswertung.“

Den Borussia-Profis war nicht zum Spaßen zumute. Sie beschönigten nach dem immerhin 18. Heimspiel ohne Niederlage in Serie nichts. „Wir haben es uns selbst sehr schwer gemacht und uns in Einzelaktionen verzettelt“, befand der Ex-Nürnberger Ilkay Gündogan nach seinem 50. Bundesligaspiel. Auch Verteidiger Mats Hummels übte Selbstkritik: „Es war extrem zäh, wir haben uns zu wenig bewegt, konnten unser Kurzpassspiel nicht entfachen und hatten keine Ballsicherheit.“

Mit so einen Auftritt werden die Dortmunder in der Champions League nicht weit kommen. Dennoch blickt der BVB gelassen der Auslosung am Donnerstag entgegen. „Wir fürchten uns vor keinem“, meinte Verteidiger Marcel Schmelzer, der nach längerer Verletzung wieder mitwirken konnte.

Seine Premiere in der Fußball-Bundesliga feierte bei Nürnberg Jung-Torwart Patrick Rakovsky, dem die Niederlage nicht anzukreiden war. „Für mich ist ein Traum wahr geworden, ich wollte immer in der Bundesliga spielen und dann solch ein Debüt vor fast 80 000 Zuschauern“, sagte der 18-Jährige, der den verletzen Stammkeeper Raphael Schäfer gut vertrat, aber mit dem Großkreutz-Heber zum 2:0 haderte: „Das zweite Tor hat mich geärgert, weil ich vielleicht einen Tick zu weit vorne war.“ Mit Blick auf das nächste Spiel gegen Aufsteiger FC Augsburg meinte sein Teamkollege Timmy Simons: „Wir brauchen Punkte und nicht eine gute Leistung.“