Fünf Bayern-„Watschn“ für HSV-Schlaffis
München (dpa) - Die Bayern haben die Lederhosen wieder an. Die krachende „Watschn“ für den „Hamburger Statisten Verein“ war Balsam auf die in der titellosen Vorsaison geschundene Münchner Seele und ein Signal an die Konkurrenz.
Auf der Tribüne klopfte sich die Führungsriege um Präsident Uli Hoeneß beim munteren Preisschießen feixend auf die Schenkel, die Fans stimmten Meisterlieder an - und Jupp Heynckes versprach nach dem 5:0 (3:0) weitere Fußball-Festtage: „Wenn alle Spieler in Topform sind, werden wir noch besser spielen.“
Gegen die wehrlosen HSV-Schlaffis durften Arjen Robben, Franck Ribéry & Co. wie beim „Hau den Lukas“ auf dem Münchner Oktoberfest nach Herzenslust zuschlagen. „Heute gibt es eigentlich nichts zu verbessern. Wir haben aggressiver gespielt und viel schneller. Wenn wir noch ein bisschen schärfer sind, schießen wir auch noch das 6:0, 7:0, 8:0“, meinte Robben, der das Offensivspiel gemeinsam mit Kumpel Ribéry ankurbelte, obwohl ihn immer noch Schmerzen plagen. „Heute war es einen Tick besser - jetzt ich bin vielleicht bei 71 Prozent“, meinte der rasende Niederländer augenzwinkernd - sein Gegenspieler Dennis Aogo verließ die Allianz Arena mit einem „Drehwurm“.
„So ein Spiel ist gut, das gibt Selbstvertrauen“, ergänzte Robben mit Blick auf das Rückspiel in der Champions-League-Qualifikation beim FC Zürich, der seine Generalprobe in der Schweizer Liga beim 0:2 gegen den Tabellenletzten Neuchatel völlig verpatzte.
In Zürich brauchen die Bayern nach dem 2:0-Hinspielsieg nur an ihre neue defensive Stabilität anknüpfen, die der Trainer nach dem Schützenfest gegen den HSV hervorhob. „Was mich besonders freut, ist, dass wir zu Null gespielt haben“, erklärte Heynckes. Und das schon zum vierten Mal im fünften Pflichtspiel der Saison.
Aber auch nach vorne ging bei den Münchnern die Post ab. „Jeder sprühte vor Elan. Man hat gemerkt, dass jeder was reißen will“, lobte Nationalspieler Mario Gomez. Ein angenehmer Nebeneffekt des Torfestivals von Daniel van Buyten (13. Minute), Ribéry (17.), Robben (34.), Gomez (56.) und Ivica Olic (80.) für die Bayern war, dass sie nach insgesamt 36 Spieltagen erstmals in der Tabelle wieder vor dem großen Titelkonkurrenten Borussia Dortmund stehen. „Wir können aber jetzt nicht aufhören“, mahnte Robben, „wir müssen weitermachen.“
Gomez relativierte zudem die umjubelte Darbietung. „Wir dürfen uns nichts vormachen. Wir haben guten Fußball gespielt, aber auch gegen einen Gegner, der schwach war.“ Der HSV war sogar in allen Belangen nicht bundesligatauglich, auch wenn Sportchef Frank Arnesen zur Ablenkung davon die Bayern als „Weltklasse-Mannschaft“ hochlobte.
Ein 0:6-Debakel in München hatte Armin Veh im vergangenen März den Trainerjob beim HSV gekostet. Das muss Nachfolger Michael Oenning (noch) nicht befürchten. „Es ist eine derbe Niederlage, die richtig wehtut“, kommentierte der Coach fassungslos. „Das einzig Gute ist, auch die Mannschaft weiß jetzt, was die Stunde geschlagen hat.“ Marcell Jansen sagte nach der Abreibung und dem Saisonfehlstart stürmische Tage vor dem Schlüsselspiel gegen Köln voraus. „Bayern war zwei Klassen stärker. Es wird jetzt knallen - überall!“
Sportchef Arnesen rang um Worte und war bemüht, wenigstens den saisonübergreifend seit zehn Punktspielen sieglosen Oenning aus der Schusslinie zu nehmen. „Wir stützen den Trainer. Er kriegt die Zeit, die er braucht. Ich vertraue dem technischen Stab.“ Die neuformierte Azubi-Elf taumelt nach dem radikalen Umbruch führungs- und planlos über den Platz. Es herrscht Alarm. „Wir Spieler standen auf dem Platz. Wir dürfen jetzt nicht den großen Fehler machen, dass eine Diskussion um den Trainer aufkommt“, kommentierte Aogo.