Duell der Heimmächte um Anschluss an Tabellenspitze
Hannover (dpa) - Im Duell der Heimmächte soll Jan Schlaudraff den Unterschied machen. Erstmals in dieser Saison lässt Trainer Mirko Slomka den kreativsten Offensivspieler von Hannover 96 zum Auftakt des 8. Spieltages der Fußball-Bundesliga gegen Aufsteiger Hertha BSC ran.
„Die Tendenz, ihn spielen zu lassen, geht in diese Richtung“, sagte Slomka. Der 96-Coach erwartet im Heimspiel gegen den Tabellennachbarn (5. Platz/elf Punkte) ein hartes Stück Arbeit: „Hertha ist sehr kompakt und steht zu Recht in der oberen Tabellenhälfte.“
Um das Bollwerk Hertha zu knacken, soll nun Ex-Nationalspieler Schlaudraff helfen, der in sieben Spielen bislang lediglich dreimal eingewechselt wurde und auf gerade einmal 64 Minuten Einsatzzeit kommt. „Wir wissen welche Qualität er hat. Die muss er aber auch defensiv auf den Platz bringen“, forderte Slomka.
Die Niedersachsen auf Platz vier (zwölf Punkte) setzen zudem auf ihre Heimstärke, um dem Spitzentrio Dortmund, München und Leverkusen auf den Fersen zu bleiben. „Wir wollen unsere Position in der Tabelle festigen. Eine Spitzenmannschaft sind wir noch nicht, sonst würden wir das auswärts bestätigen“, sagte Slomka, dessen Team alle Zähler bislang daheim einfuhr. „Wir freuen uns auf jedes Heimspiel, weil wir da erfolgreich sind. Das wollen wir bestätigen“, bekräftigte er. Bei den Gastgebern fällt Innenverteidiger Salif Sané wegen einer Grippe aus. Dafür rückt Christian Schulz ins Abwehrzentrum.
Wie Hannover sind auch die Berliner zu Hause eine Macht. Auswärts klappt es mit nur zwei Punkten dagegen auch noch nicht recht. Deshalb erklärte Hertha-Trainer Jos Luhukay Mut zum neuen Schlüsselwort: „Wir brauchen defensiv Stabilität, offensiv Entschlossenheit und Mut, dann können wir auch in Hannover gewinnen.“
Die abgeschlossene englische Woche war für Luhukay und sein Team hochemotional: Ein eher glückliches 1:1 in Freiburg, ein selbst verschuldetes Pokal-Aus in Kaiserslautern, viel Kritik, der Befreiungsschlag gegen Mainz - da hatte sich sogar der sonst so beherrschte Berliner Trainer in Rage geredet. „Es ist gut, wenn Emotionen da sind, da geht es nicht um meine Person“, erklärte Luhukay am Mittwoch mit Abstand. Bremsen aber will er die Emotionen beim überraschenden Tabellenfünften nicht: „Das zeigt doch, dass man mit Herz und Leidenschaft dabei ist. Das gilt für uns alle.“
Auch für Ronny, dessen Frust nach der Auswechslung beim 3:1 gegen den FSV Mainz tief saß. Mit einem Kuschelkurs will Luhukay die sportlichen Probleme beim Aufstiegsgaranten aus Brasilien auflösen, der in Liga zwei erfolgreich Freistöße mit seinem linken Zauberfuß geschossen hatte. „Am besten ist, wenn er die Leistungen abruft, die ihm in vergangenen Jahr ausgezeichnet haben. Bisher kann er noch nicht daran anknüpfen“, sagte der Niederländer.
Gegen Mainz war nach Ronnys Auswechslung Änis Ben-Hatira in die zentrale Mittelfeldrolle gerückt und überzeugte. Luhukay würde wohl in Hannover den Tunesier wieder als Spielmacher bringen, doch der Einsatz von Ben-Hatira ist wegen einer Knöchelblessur gefährdet. „Das sind Überlegungen, ob wir die Startformation ändern. Es hängt in erster Linie von Änis ab“, verriet Luhukay: „Dann werden wir links oder zentral etwas ändern müssen.“ Als Langzeitverletzte fehlen außer Alexander Baumjohann auch John Anthony Brooks und Marcel Ndjeng.