Leverkusen tankt Mut vor Bonusspiel gegen Bayern
Leverkusen (dpa) - Joker Jens Hegeler hat mit seinem Last-Minute-Traumtor in der Nachspielzeit Bayer Leverkusen ins Euro-Glück geschossen. Der eher zurückhaltende Bayer-Coach Sami Hyypiä ging nach dem 2:1 in der Champions-League-Partie gegen Real Sociedad San Sebastian in die Offensive.
„Jetzt schon aufzugeben, wäre dumm. Wir wollen noch mehr“, kündigte der Finne selbstbewusst an. Die Lust auf einen weiteren Höhenflug ist auch am Samstag gegen Bayern München da.
Die Siege im Bundesliga-Topspiel gegen Hannover 96 (2:0) und gegen die Spanier haben dem Liga-Dritten Auftrieb gegeben, lassen aber die Spieler nicht abheben. „Bayern ist die beste Mannschaft der Welt, da müssen wir alles abrufen“, meinte Siegtorschütze Hegeler. „Das ist eine Riesennummer, aber wir spielen zu Hause und werden alles versuchen, unsere Chance zu nutzen.“
Der 25-jährige Bayer-Profi war erst in der 85. Minute eingewechselt worden und hatte per Freistoß aus 18 Metern den Ball direkt in den linken Torwinkel gezirkelt. Dabei hatte er sich der Forderung seines Kollegen Stefan Kießling nach einer Flanke widersetzt. „Ich hatte ein kleine Diskussion mit ihm, aber die Situation war zu verlockend“, erzählte er nach seinem Champions-League-Debüt. „Ich bin spät reingekommen und habe das Siegtor geschossen. Unbeschreiblich!“
Unerklärlich war, wie die Werkself nach guter erster Hälfte und dem 1:0 von Simon Rolfes (45.) im Rücken nach der Pause von der Rolle waren - und verdient das 1:1 durch einen verwandelten Foulelfmeter von Carlos Vela (51.) kassierten. „Nach der Halbzeit haben wir den Faden verloren“, bekannte Kapitän Rolfes, der seit Wochen glänzend spielt und die WM 2014 in Brasilien nicht abgehakt hat. „Mal schauen, ob ich noch ein zweites Comeback schaffe“, sagte der 26-malige Nationalspieler, der wegen einer Knieverletzung die WM 2010 verpasst hatte. „Man wird sehen, was im nächsten Jahr los ist.“
Darauf ist auch Bayer-Torjäger Stefan Kießling gespannt. Wird ihn Bundestrainer Joachim Löw am Freitag für das WM-Qualifikationsspiel am 11. Oktober gegen Irland nominieren? „Ich sage zu dem Thema noch nichts“, lautete der Kommentar des schon lange von Löw ausgemusterten Stürmers, der im Spiel gegen die Basken dem DFB-Coach auf der Tribüne wenig bieten konnte.
Mehr als genug bekam Michael Schade bei seinem ersten Spiel als neuer Bayer-Geschäftsführer geboten. „Solche Spiel muss man nicht haben, sonst muss ich in Frühpension gehen“, bekannte er und war erleichtert über das Happy End: „Jetzt ist es ein wunderbarer Tag.“
Schließlich ist Bayer 04 nach dem 2:4 in Manchester mit dem Erfolg über San Sebastian in der Gruppe A wieder gut im Rennen, zumal Schachtjor Donezk und ManU nur 1:1 spielten. Die Spanier können nach der zweiten Pleite den Achtelfinal-Einzug wohl abhaken.
Bevor die Leverkusener am 23. Oktober im Heimspiel gegen Schachtjor um das Überwintern in der „Königsklasse“ kämpfen, geht es gegen Triple-Sieger München um die Anerkennung von Bayer als dritte Kraft im deutschen Fußball. „Wir können jetzt befreit in das Spiel gehen und werden sehen, wie weit uns unsere Füße noch tragen“, meinte Mittelfeldspieler Stefan Reinartz.
In der vergangenen Saison war Bayer der einzige Bundesligaclub, der die Bayern besiegen konnte. „Das spricht aber auch für die Bayern, dass sie seitdem nicht mehr verloren haben“, meinte Rolfes. Die Münchner kommen nach einer 3:1-Gala bei Manchester City in die BayArena. „Die Bayern waren ganz stark in Manchester, aber vielleicht sind sie am Samstag nun etwas müde“, hofft Hyypiä - und glaubt es selber nicht wirklich: „Sie können die ganze Mannschaft wechseln und gewinnen auch dann Spiele.“