Ende der Leidenszeit: Hummels schöpft neuen Mut
Dortmund (dpa) - Mats Hummels wirkte wie von Lasten befreit. Nach wochenlanger öffentlicher Kritik an seinen Leistungen gab es für den Dortmunder Kapitän endlich wieder einmal Grund zur Freude. Beim 4:1 (1:1) über Eintracht Frankfurt schoss er sich den Frust von der Seele.
„Erstmals in meiner Karriere war mein Selbstvertrauen ein wenig angeknackst. Das hatte ich vorher so nicht, dass ich in ein Spiel gegangen bin und gedacht habe: Jetzt bloß keinen Fehler“, bekannte der Weltmeister. Lächelnd fügte er an: „Es lässt sich nicht abstreiten, dass da etwas abgefallen ist.“
Allein der kollektive Jubel nach seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 3:1 (61.) brachte zum Ausdruck, welch hohen Stellenwert Hummels in der Mannschaft noch immer genießt. Ausgelassen gratulierten alle BVB-Profis dem Abwehrchef, der auch schon den Ausgleichstreffer von Henrich Mchitarjan (24.) mit einem klugen Pass vorbereitet hatte. BVB-Coach Thomas Tuchel wirkte ähnlich erlöst wie Hummels. „Heute hat er sich mit einer Topleistung belohnt. Ich habe ihn sehr stark und sehr präsent gesehen - so wie wir ihn brauchen.“
Ungetrübt war die Freude des Fußball-Lehrers über die Rückkehr von Hummels zu alter Stärke und den phasenweise furiosen Auftritt seines Teams gegen die ersatzgeschwächte Eintracht jedoch nicht. Der gesundheitliche Rückschlag von Marco Reus stimmte Tuchel nachdenklich. Mit Beschwerden im Adduktorenbereich verließ der Nationalspieler in der 43. Minute den Platz.
Zum Verdruss von Tuchel droht dem für sein Verletzungspech bekannten Reus eine neuerliche Zwangspause. „Das macht mich sehr traurig. Ich war mir eigentlich sicher, dass wir ihn auf einem tollen körperlichen Niveau in die Winterpause bekommen, um dann in der Vorbereitung noch mal eine Schippe draufzulegen.“ Ob der Pechvogel der vergangenen Jahre im Pokalspiel am Mittwoch beim FC Augsburg oder im letzten Hinrundenspiel am Samstag beim FC Köln zur Verfügung steht, erscheint unwahrscheinlich.
Es spricht für die momentane Qualität der Borussia, dass solche Ausfälle wie von Reus kompensiert werden können. So leistete der für Reus eingewechselte Shinji Kagawa die Vorarbeit für das 2:1 von Pierre-Emerick Aubameyang (57.). Zumindest was die Offensivkraft anbetrifft, bewegt sich der Revierclub auf Augenhöhe mit dem fünf Punkte besseren Tabellenführer aus München und hat sogar noch einen Treffer mehr erzielt. Dennoch verkniff sich Tuchel eine Kampfansage an den Branchenführer: „Wir müssen unser Tempo vorgeben, Haltung bewahren. Die Besten der Besten machen es uns vor in allen Bereichen.“
Kein Bundesligist hat in dieser Saison mehr Spiele bestritten als der BVB. Es ist auch Verdienst von Tuchel, dass man seiner Mannschaft das nicht anmerkt. Mit ähnlicher Leidenschaft und Freude wie gegen Frankfurt sollen auch die beiden restlichen Partien in Augsburg und Köln bestritten werden. Hummels schlüpfte auch jenseits des Rasens in die Rolle des Leitwolfs und sagte: „Stand jetzt haben wir eine fantastische Hinrunde abgeliefert. Zweimal müssen wir vor Weihnachten jetzt aber noch liefern.“