Entspannte Konzentration bei Hertha vor Relegation
Berlin (dpa) - Das Lächeln ist zurück beim Fußball-Bundesligisten Hertha BSC - zumindest kurzfristig. Am Montag betraten Präsident Werner Gegenbauer und Manager Michael Preetz sichtlich gut gelaunt den Trainingsplatz.
Sie beobachteten die einzige öffentliche Einheit vor dem Relegations-Hinspiel gegen den Zweitliga-Dritten Fortuna Düsseldorf. Was die Verantwortlichen sahen, dürfte ihnen gefallen haben: Entspannt und doch konzentriert gingen die Fußballer aus der Hauptstadt zu Werke, um ihre Nicht-Abstiegs-Mission zu erfüllen.
„In der Mannschaft herrscht eine kleine Erleichterung“, sagte Torhüter Thomas Kraft. „Wir wissen aber auch, dass wir noch zwei schwere Spiele haben. Die Konzentration geht jetzt dorthin.“
Ihren Erfolg gegen Hoffenheim, der die Relegation ermöglichte, musste Hertha jedoch teuer bezahlen. Stürmer Pierre-Michel Lasogga zog sich einen Kreuzbandriss zu und fällt damit sechs Monate aus. Für ihn wird gegen Düsseldorf wohl Adrian Ramos spielen. „Das ist ja nicht das erste Mal, dass wir so schwere Verletzungen in dieser Saison haben“, meinte Kapitän Lewan Kobiaschwili. Neben Lasogga fehlen den Berlinern schon seit längerer Zeit Maik Franz (Kreuzbandriss), Fabian Lustenberger (Fußverletzung) und Andre Mijatovic (Achillessehnen-Probleme).
„Wir werden alles für die Jungs geben, damit sie auch in der kommenden Saison in der Bundesliga spielen können“, sagte der Bundesliga-Rekordspieler. Gegen Hoffenheim bestritt der Georgier sein 336. Spiel im Oberhaus. Damit ist er geminsam mit Ze Roberto der ausländische Profi mit den meisten Partien in der Bundesliga.
Im Training am Montag war von Altersmüdigkeit beim 34-jährigen Defensivspezialisten nichts zu sehen. Beim Spiel auf sechs kleine Tore machte Kobiaschwili Tempo und stellte zufrieden fest: „Wir sind auf die Düsseldorfer gut vorbereitet. Jetzt gilt es noch, ihr taktisches Spiel genau zu analysieren.“
Der Georgier, der als Profi des FC Schalke 04 sieben Jahre in Düsseldorf gelebt hatte, forderte seine Kollegen zudem auf, „mit freiem Kopf“ in die Relegation zu gehen. „Wir dürfen nicht blind nach vorn laufen“, sagte er vor dem Hinspiel. „Wir sollten nicht daran denken, alles schon in diesem Spiel zu Ende bringen zu müssen. Wir müssen einfach unseren Fußball spielen.“ Dabei verwies er auf das Halbfinale der Champions League zwischen dem FC Bayern München und Real Madrid: „Da hat es am Ende auch gereicht für die Bayern - auch wenn es knapp war.“
Dass Hertha-Trainer Otto Rehhagel mit seiner Erfahrung ein wichtiger Baustein im Duell um den Klassenverbleib sei, bestätige Torhüter Kraft. Er sagte jedoch auch: „Aber wir sind in der Pflicht. Für mich ist es egal, wer auf der Bank sitzt. Wie sagt der Trainer immer: Erfahrung ist gut, aber ihr müsst die Tore schießen.“
Rehhagel, der 1980 mit dem DFB-Pokal-Sieg als Coach der Fortuna seinen ersten großen Titel gewann, schien am Montag schon mit seinen Gedanken ganz beim Relegations-Hinspiel zu sein. Als er mit Begleitschutz zweier Ordner den Trainingsplatz verließ, war kein Raum für Autogrammwünsche der Fans. Ohne ein Wort und ohne eine Unterschrift verschwand er in die Trainerkabine.