FCA-Abstiegskämpfer glauben an Nichtabstiegs-„Geist“
Augsburg (dpa) - Beim Auslaufen im Neuschnee rief sich so mancher Augsburger Abstiegskämpfer die Aufbruchstimmung aus den Tagen des Jahreswechsels zurück ins Gedächtnis.
Anfang Januar hatten sich die Schwaben trotz aller vorausgegangenen Rückschläge auf ihre mannschaftliche Stärke besonnen und mit neu entdecktem Teamspirit auf die Rückrunde eingeschworen. Rasch entwickelte sich aus einem bis dato gänzlich überforderten Kellerteam ein Vorzeige-Ensemble voller Selbstdisziplin, das sich mit neuer Spielkultur alle Chancen auf den Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga zurückerkämpft hat. Seitdem lebt der Glaube - daran ändere auch die böse 0:2-Osterüberraschung gegen Hannover 96 nichts, versichern die Schwaben jetzt unisono.
„Es ist jetzt ein ganz anderer Zug in der Mannschaft als vorher, ein ganz anderer Geist. Wir sind qualitätsbewusst und arbeiten hart, das zahlt sich aus“, zählte Verteidiger Jan-Ingwer Callsen-Bracker die Unterschiede zur qualvollen Hinrunde auf, als sich der FCA von Niederlagen noch regelmäßig verunsichern ließ. Die Hannover-Pleite am Karsamstag dagegen beschwor eher Trotz herauf. „Wir lassen auf keinen Fall locker, das haben wir uns fest vorgenommen“, beteuerte Manager Stefan Reuter. Callsen-Bracker urteilte: „Wir haben bärenstark gespielt. Wir haben weiter eine breite Brust.“
Trotz großer Dominanz mussten sich die tapferen Augsburger dem Europa-League-Aspiranten unglücklich geschlagen geben. Womit der insgesamt seit Wochen aufstrebende FCA zugleich die dicke Chance vergab, bis auf zwei Punkte an einen Nichtabstiegsrang in der Fußball-Bundesliga heranzurücken. „Es hat den Anschein gemacht, als hätten wir auch 120 Minuten spielen können und dennoch kein Tor geschossen“, haderte auch Mittelfeldprofi Kevin Vogt. Sieben Großchancen standen letztlich zu Buche - „aber die Bälle wollten einfach nicht rein“, meinte Kapitän Paul Verhaegh.
Das Wissen um das 1:4 von Kontrahent Düsseldorf gegen Leverkusen machte es nicht besser. „Wir haben einen Big Point verpasst“, erkannte Oehrl. Dank der eklatanten Hoffenheimer Rückrundenschwäche bleibt zumindest der Abstand zum Relegationsrang konstant vier Punkte groß. Nicht nur insgeheim hoffen die Augsburger freilich, die fünf Zähler entfernten Fortunen womöglich noch abzufangen. „Wir werden sehen, ob's für den direkten Klassenverbleib reicht. Wenn nicht, gehen wir eben den Weg über die Relegation. Mir egal“, meinte Oehrl.
Ein entscheidender Mann wird beim Projekt Ligaverbleib aber wohl bis zum Schluss fehlen. Ja-Cheol Koo hatte sich bei einem Länderspiel der südkoreanischen Nationalelf verletzt - und zwar ziemlich schwer, wie sich jetzt herausstellte. Wegen eines Risses in der Bauchmuskulatur müsse der 24-Jährige „mindestens sechs Wochen“ aussetzen, berichtete Reuter geknickt. Vergangene Saison noch hatte Koo in der entscheidenden Phase mit seinen Leistungen und Toren maßgeblich zum Klassenverbleib beigetragen. „Damit fehlt uns jetzt ein enorm wichtiger Spieler“, musste Reuter eingestehen.
Die Hannoveraner bejubelten hinterher vor allem Konstantin Rausch. Nach mehreren Wochen zum Vergessen durfte der 23-Jährige mal wieder über 90 Minuten ran - und schoss die Gäste (61./90.+1 Minute) prompt zum ersten Auswärtssieg seit dem 11. November 2012. „„Das Ergebnis stimmt, der Rest ist Statistik“, meinte Trainer Mirko Slomka.