FCA-Rekordschütze Werner: Doppelpack mit Ansage
Augsburg (dpa) - Tobias Werner ahnte, dass er seinem Kumpel Lukas Kruse die Freude auf den gemeinsamen Familienabend ein wenig vermiest hatte. Und darum sagte der Matchwinner des FC Augsburg nach dem 3:0 (1:0) gegen den SC Paderborn artig: „Sorry Luki!
“
Ausgerechnet gegen seinen einstigen FCA-Kollegen im Tor des Aufsteigers gelangen dem 29-jährigen Werner erstmals in der Fußball-Bundesliga zwei Treffer in einem Spiel. „Der Fußball ist kurios und schreibt manchmal solche Geschichten. Fast hundert Spiele habe ich Zeit gehabt, einen Doppelpack zu machen. Und dann kommt der beste Freund um die Ecke, und es gelingt in diesem Spiel“, kommentierte Werner nachdenklich.
Unglücklich war er natürlich nicht, dass er seinen Spezi geärgert hatte. „Es gibt schönere Momente. Trotzdem ist es ein schönes Erlebnis für mich. Ich wollte keine Rücksicht nehmen“, gestand Werner nach seiner Premiere im 93. Erstliga-Einsatz. Immerhin hatte er dem Kumpel den Doppelpack bei einem Telefonat im Vorfeld angedroht, wie Kruse verriet: „Er sagte, er habe so ein komisches Gefühl, dass er gegen mich doppelt trifft. Es ist leider eingetreten.“
Zweimal tauchte Werner am Samstag völlig frei vor Kruse auf und überwand den chancenlosen Keeper erst mit rechts (7. Minute) und dann mit dem Kopf (47.). Den Abend verbrachten sie trotzdem gemeinsam im Hause Werner. „Die Chemie passt einfach zwischen uns. Auch unsere Frauen verstehen sich gut“, berichtete Verlierer Kruse.
In der Tabelle stehen die Freunde mit ihren Clubs bestens da. „Und ich würde mir wünschen, dass wir Kleinen weiter so für Furore sorgen“, sagte Augsburgs Trainer Markus Weinzierl. Sein FCA entwickelt sich im vierten Bundesligajahr zu einer echten Macht im eigenen Stadion. Angeführt von Werner, der auch noch das 3:0 von Jan-Ingwer Callsen-Bracker mit einem Freistoß auflegte (68.), gelang der vierte Heimerfolg in Serie. „Wir waren brutal effektiv. Was uns in den Auswärtsspielen fehlt, das haben wir zu Hause“, resümierte der von den 27 755 Zuschauern mit Sprechchören gefeierte Werner.
„Tobi Werner hat das Spiel mit seinen Aktionen entschieden“, lobte Weinzierl. Der Trainer schätzt den dienstältesten FCA-Profi für seine mitreißende Art. „Die Mannschaft lebt von solchen Typen wie Tobi Werner.“ Der ist nach seinen Saisontoren drei und vier mit 19 Treffern nun auch alleiniger Augsburger Rekordschütze in der Bundesliga vor Mittelstürmer Sascha Möders (17).
„Ich bin stolz, dass wir gleichgezogen haben mit den Paderbornern“, sagte Werner erleichtert. Der Druck war wieder groß, denn die Auswärtsschwäche (fünf Niederlagen in sechs Spielen) zwingt die Schwaben dazu, daheim konstant zu punkten. „Die Liga ist ausgeglichen wie nie zuvor“, erklärte Werner: „Wäre das heute nach hinten losgegangen, hätten wir uns mit Abstiegskampf beschäftigt.“
Jetzt liegen die Augsburger auf Platz sieben wieder einen Rang vor Paderborn. Erstmals in dieser Saison vermisste Trainer André Breitenreiter „die Überzeugung“ im Auftreten seiner Mannschaft: „Die Galligkeit hat gefehlt.“ Individuelle Fehler wie der von Marvin Bakalorz vorm 0:1 wurden von Augsburg bestraft. Im Angriff vergaben Moritz Stoppelkamp und Patrick Ziegler zwei Topchancen zum möglichen 1:2. Kein Grund zur Panik, beschwichtigte Stoppelkamp: „Dass wir auch mal so ein Spiel haben werden, war klar. Wir haben 15 Punkte. Ich denke, das hatte uns keiner zugetraut.“