Bayer-Ergebniskrise: Zauder- statt Zauberfußball
Leverkusen (dpa) - Die Ladehemmung von Torjäger Stefan Kießling ist ein Sinnbild der Ergebniskrise von Bayer Leverkusen in der Bundesliga. „Ich habe heute immerhin mal wieder eine Chance gehabt“, meinte der 30 Jahr alte Stürmer nach dem torlosen Remis gegen den FSV Mainz 05 sarkastisch.
Der Torschützenkönig der Saison 2012/13 traf nur am ersten Spieltag und ist seit 814 Minuten ohne Treffer - länger musste er in Liga eins nie auf einen Torerfolg warten. Kießling: „Ich bin der Meinung, dass das alles wieder kommt.“
Das Toreschießen ist nicht nur ein individuelles, sondern ein kollektives Problem bei Bayer. Die Werkself produzierte einmal mehr Chancen en masse - und versemmelte alle. Zauder- statt Zauberfußball. Die Begeisterung über den anfangs hochgelobten bedingungslosen Offensivstil von Chefcoach Roger Schmidt ist etwas verflogen. 24 Torschüsse und 13:0-Ecken, aber kein Treffer. Da verloren auch einige Fans die Geduld und pfiffen die Spieler aus.
„Wir haben nicht gewonnen, weil wir zu unentschlossen waren. Das ist total ärgerlich“, sagte Schmidt. „Es ist eine wichtige Eigenschaft im Fußball, Torchancen zu verwerten. Da müssen wir uns verbessern.“ Nur wie? „Ich baue darauf, dass die Frustration nach solchen Spielen dazu führt, eine größere Entschlossenheit und Gradlinigkeit zu bekommen“, hofft der 47-Jährige „durch die Negativerlebnisse auf eine Weiterentwicklung“ der Torgefährlichkeit der Mannschaft.“
Schließlich sind für den ambitionierten Club, der in der Champions League glänzt und vor dem Achtelfinal-Einzug steht, Tabellenplatz sechs und 17 Punkte zu wenig. „Wir spielen in der Bundesliga auch richtig gut, nur stehen wir nicht gut da. Das müssen wir schleunigst ändern“, sagte Schmidt.
Der glücklose Kießling muss dabei seine Ausmusterung nicht befürchten. „Ich habe die Rückendeckung vom Trainer und vom Team“, sagte der Angreifer, der bisher in 262 Spielen 114 Tore für Bayer erzielte, aber in der Saison 2011/12 schon einmal 765 Minuten ohne Treffer geblieben war. „Irgendetwas muss ich ja richtig machen, sonst würde ich nicht spielen.“
Bayer-Trainer Schmidt bestätigte, dass Kießling erste Wahl für ihn bleibt. „Er hat heute eigentlich ein super Spiel gemacht und extrem viel für die Mannschaft gearbeitet“, lobte der Coach. „Stefan bekommt vollste Unterstützung und wird wieder seine Tore schießen.“ Er sei sicher, Kießling werde bald wieder treffen „und in dieser Saison noch seine zehn bis 17 Tore macht“.
Erleichtert waren die Mainzer, die Abwehrschlacht in der BayArena gut überstanden und einen Punkt mitgenommen zu haben. Für 05-Präsident Harald Strutz hat seine Mannschaft, der in den vergangenen zehn Auswärtsspielen nur ein Sieg gelang, mit dem hartumkämpften 0:0 ein Zeichen gesetzt: „Wenn man so ein Spiel überlebt, dann sind andere Clubs gewarnt, dass es nicht so einfach ist, gegen uns zu gewinnen.“