Fest statt Skandal - Klopp: „Vorbildliches Revierderby“
Dortmund (dpa) - Großer Sport, prickelnde Stimmung - und keine Randale. Anders als in den vergangenen Jahren war das 144. Revierderby keine Schande, sondern Werbung für den Fußball.
Die Sorge, das prestigeträchtige Duell der Erzrivalen Borussia Dortmund und Schalke könnte erneut von Ausschreitungen gewalttätiger Fans überschattet werden, erwies sich als unbegründet. Bei aller Enttäuschung über den verpassten Sieg der phasenweise famos aufspielenden Borussia zog BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ein positives Fazit: „Ich war von der Atmosphäre begeistert. Das Beste, was ich seit Jahren erlebt habe - super.“
Das wohl größte Polizeiaufgebot bei einem Bundesligaspiel in der NRW-Geschichte mit 3000 Beamten und die eindringlichen Appelle beider Clubs vor der Partie zeigten Wirkung. Der Plan, nach dem die Gäste-Anhänger bei künftigen Derbys ausgeschlossen werden sollen, verschwand fürs Erste wieder in der Schublade. „Die Fußballfans beider Vereine haben sich friedlich und besonnen verhalten“, verkündete Polizei-Einsatzleiter Dieter Keil tief in der Nacht. Ähnlich erleichtert war BVB-Trainer Jürgen Klopp: „Das Gesamtpaket war herausragend gut. Das können wir uns als vorbildliches Revierderby an die Pinnwand hängen.“
Statt der Chaoten sorgten diesmal die Profis für Schlagzeilen - allen voran Ralf Fährmann. In einem Spiel ohne Gewinner konnte sich der Schalker Schlussmann als Sieger fühlen. Mit zahlreichen Paraden rettete er seinem Team das glückliche Remis. Watzke verglich ihn mit Nationalkeeper Manuel Neuer, Schalke-Sportvorstand Horst Heldt brachte ihn sogar für den WM-Kader von Bundestrainer Joachim Löw ins Gespräch. Der in seinem Club nach langer Reservistenzeit zur unumstrittenen Nummer eins aufgestiegene Fährmann genoss das Lob: „Klar, das war ein Sahnetag von mir. Aber man muss auch mal die dreckigen Punkte holen.“
Dank Fährmann wahrte der Tabellendritte seine gute Ausgangsposition im Kampf um die direkten Champions-League-Plätze. Angesichts des leichteren Restprogramms können die in den vergangenen zwölf Ligaspielen nur einmal besiegten Schalker sogar weiter mit Rang zwei liebäugeln. Nationalspieler Julian Draxler hofft, schon bald an der seit 487 Tagen in der Tabelle vor Schalke rangierenden Borussia vorbeiziehen zu können: „Uns trennt nur ein Punkt. Das ist bei sieben noch ausstehenden Spielen nichts.“
Künftige Konkurrenz für die derzeit übermächtigen Bayern, die zeitgleich in Berlin die erste März-Meisterschaft der Bundesligahistorie feierten, dürfte allenfalls aus dem Ruhrgebiet kommen. Ungeachtet ihrer langen Verletztenlisten duellierten sich beide Teams auf beachtlichem Niveau. „Das war unser bestes Heimspiel seit Wochen“, urteilte Klopp, fügte aber einschränkend hinzu: „Am Ende steht es 0:0. Und das fühlt sich zumindest im Moment nicht so gut an.“
Vor allem die dürftige Heimbilanz gibt weiterhin zu denken. Schließlich verbuchte der BVB in den vergangenen acht Spielen in Dortmund nur acht Punkte. Selbst beste Chancen von Marco Reus, Robert Lewandowski und Henrich Mchitarjan blieben am Dienstag ungenutzt. Nationalverteidiger Mats Hummels lieferte eine plausible Erklärung, warum der Tabellenzweite aus dem Remis dennoch positive Schlüsse ziehen kann: „Für uns ist es wichtig, dass wir endlich mal wieder so gespielt haben, wie wir uns das vorstellen.“