Fürth mit „wahnsinniger Moral“ zum Punkt in Hoffenheim
Sinsheim (dpa) - Zwei Tore in sieben Spielen, und dann drei in einem. Aufsteiger Greuther Fürth feiert nach dem 3:3 gegen Hoffenheim die eigene Moral. Ganz bedröppelt wirkte dagegen 1899-Torhüter Wiese nach seinem Comeback - 18 Gegentore in fünf Spielen lautet seine maue Bilanz.
Mike Büskens sprintete in der Nachspielzeit quer über den Rasen auf Torschütze Lasse Sobiech zu, als hätte er seine Bundesliga-Karriere erst vor sieben Tagen und nicht schon vor sieben Jahren beendet. „Ich glaube, meine letzte Aktion war gesundheitsgefährdend“, räumte der 44 Jahre alte Trainer der SpVgg Greuther Fürth später ein. Das Last-Minute-Tor seines Jokers in der dritten und letzten Minute der Nachspielzeit brachte dem Aufsteiger noch das 3:3 (1:1) bei der TSG 1899 Hoffenheim. Dabei hatte Fürth dreimal zurückgelegen.
Bei Sobiechs Ausgleichstreffer stand auf der Anzeigetafel kurz 4:4 - das Eckenverhältnis - bevor das 3:3 aufleuchtete. Nicht nur deshalb fühlten sich einige der 22 150 Zuschauer in der Rhein-Neckar-Arena an das spektakuläre WM-Qualifikationsspiel der DFB-Auswahl drei Tage zuvor gegen Schweden erinnert: Fußball verrückt, wenn auch auf anderem Niveau. „Wir sind immer wieder gekommen. Das ist heute das Entscheidende: Dass wir eine wahnsinnige Moral gezeigt haben“, meinte Büskens. Präsident Helmut Hack strahlte ebenfalls: „Es war wichtig, dass wir nun einmal dieses Erfolgserlebnis bekommen haben.“
Zwei Treffer - davon ein Eigentor des Wolfsburgers Emanuel Pogatetz - hatten die Franken in den sieben Spielen zuvor zu Buche stehen. Jetzt trugen sich neben Sobiech noch Zoltan Stieber (39.) und Edgar Prib (84.) in die Liste ein. Roberto Firmino (8.) und der Spanier Joselu (67./89.) mit seinem ersten Doppelpack in Deutschland hatten die Hoffenheimer jeweils in Führung gebracht, doch in der turbulenten Schlussphase jubelten die Gastgeber zu früh.
Ganz bedröppelt schaute Tim Wiese drein. Der Ex-Nationaltorwart feierte nach überwundener Adduktorenverletzung nicht gerade ein Comeback nach Maß. „Das ist deprimierend. Das ist bitter, der Wahnsinn“, meinte der 30-Jährige nach dem späten Ausgleich kopfschüttelnd. Fünf Pflichtspiele, kein Sieg, 18 Gegentore lautet nun seine Bilanz in Hoffenheim.
Wiese verschuldete zwar kein Tor, zeichnete sich aber auch nicht aus und ließ es an Ausstrahlung vermissen. „Wie verhext würde ich nicht sagen“, meinte Trainer Markus Babbel zur Situation seines Keepers, räumte aber ein: „Im Moment ist jeder Schuss ein Treffer.“ Wiese musste sich sogar einige Pfiffe von 1899-Fans anhören.
Nicht nur Hoffenheim Manager Andreas Müller war „wahnsinnig enttäuscht“ über den verschenkten Sieg. Babbel fand es „bitter für die Jungs“. Dieser Satz von ihm ist schon fast Standard geworden in dieser Saison. Am achten Spieltag rutschen die Kraichgauer bereits in die zweiten Krise nach dem desolaten Fehlstart. Einem Zwischenhoch mit Siegen gegen Hannover und in Stuttgart folgte der schlimme Autounfall des Mittelfeldspielers Boris Vukcevic, der den Club so erschüttert hat. Seit jenem 28. September hat 1899 kein Spiel mehr gewonnen und ist jetzt seit drei Begegnungen sieglos.
Ein großes Foto des Verunglückten hing auch am Freitagabend in der Fankurve. Die Mannschaft scheint den tragischen Vorfall - Vukcevic schwebt mittlerweile nicht mehr in Lebensgefahr - einigermaßen verarbeitet zu haben. Fußballerisch kommt sie jedoch keinen Schritt voran. „Die Mannschaft muss aus diesen Schwankungen raus, die sie zeigt“, meinte Müller.