Heynckes ist Rekord nicht wichtig
München (dpa) - Achtes Spiel, achter Sieg? Die Bayern können ganz früh in der 50. Bundesliga-Saison Fußball-Geschichte schreiben, auch wenn Jupp Heynckes die Start-Bestmarke angeblich herzlich egal ist.
„Rekorde bedeuten mir überhaupt nichts. Sie sind etwas für Lexika, für Statistiken“, sagte der 67 Jahre alte Trainer. Das Gegenteil äußerte sein Freund Uli Hoeneß: „Der achte Sieg wäre ein Traum“, bekannte der Präsident des deutschen Rekordmeisters vor dem Auswärtsspiel an diesem Samstag bei Fortuna Düsseldorf.
Drei Vereine schafften bislang einen Sieben-Siege-Start. Neben den Bayern (1995/96) gelang das dem 1. FC Kaiserslautern (2001/02) und vor zwei Jahren dem FSV Mainz 05. Am verflixten 8. Spieltag erwischte es das Trio jeweils mit einer Niederlage. Heynckes glaubt, dass das dem Bayern-Team 2012 nicht widerfahren wird: „Ich denke, meine Mannschaft macht da weiter, wo wir aufgehört haben gegen Hoffenheim.“ Mit einem Sieg also, dem achten - und damit dem Liga-Rekord!
Der erfahrene Coach befürchtet im übrigen keine negativen Auswirkungen bei seinen deutschen Nationalspielern, von denen immerhin gleich sieben beim verrückten 4:4 nach 4:0-Führung im WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden auf dem Platz gestanden hatten. „Wir haben gesprochen über das Länderspiel. Das wird nicht das große Problem sein. Das muss ein Profi abstreifen“, erklärte Heynckes.
Kopfschüttelnd registrierte der Trainer, dass nach der Partie öffentlich sogar Zweifel an Manuel Neuer laut wurden. „Einen Nationaltorwart infrage zu stellen, dafür habe ich kein Verständnis“, äußerte Heynckes: „Mich wundert heutzutage gar nichts mehr. Es gibt nur noch Extreme in der Beurteilung von Spielen und Spielern.“
Fehlen wird dem Tabellenführer in Düsseldorf weiterhin Arjen Robben, der nach wie vor Beschwerden im Oberschenkel hat. „Man braucht Geduld, das Ganze kommt vom Rücken“, erläuterte Heynckes. Franck Ribéry verordnete er nach dessen 1:1 mit Frankreich in Spanien ein individuelles Übungsprogramm. Der Franzose werde aber gegen die Fortuna wieder auf dem Flügel wirbeln können. „Francks Spiel ist unheimlich kräftezehrend. Er braucht dafür eine immense Physis“, begründete Heynckes die Sonderbehandlung von Ribéry.
Auch mit David Alaba, der nach seinem Ermüdungsbruch im Fuß im österreichischen Nationalteam ein großartiges Comeback feierte, will der Trainer behutsam umgehen. Eine sofortige Rückkehr des linken Verteidigers in die Startelf hängt auch von Dantes Verfassung ab. Der Brasilianer hatte nach einer Knie-Stauchung Flüssigkeit im Gelenk, wie Heynckes vor dem Abschlusstraining berichtete.
Der Coach bezeichnete die Partie beim Aufsteiger als eine „große Herausforderung“. Das engagierte Düsseldorfer Publikum sei ein maßgeblicher Faktor, zudem sei die Fortuna „2012 noch unbesiegt zuhause“. Für Hoeneß hätte der mögliche Startrekord von acht Siegen mit Blick auf das Derby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke noch einen schönen Nebeneffekt: „Wenn wir gewinnen, können wir noch mehr Distanz zu unseren Verfolgern aufbauen.“