Fürther Absteiger vor geschichtsträchtigem Negativrekord
Fürth (dpa) - Die bemitleidenswerten Fürther Absteiger hakten das 16. sieglose Heimspiel ganz fix ab und erinnerten sich zurück an den einzig schönen Tag ihrer desaströsen ersten Bundesligasaison - den Erfolg im Frankenderby beim 1. FC Nürnberg.
Die Greuther-Kicker bejubelten das 1:0 von vor Wochenfrist auch nach dem 2:3 gegen Hannover 96 nochmals äußerst ausgiebig, marschierten im Stile einer erfolgsverwöhnten Spitzentruppe in die Fankurve. Die „Derbysieger, Derbysieger“-Schlachtrufe gingen im dröhnenden Applaus fast unter.
Der Prestigeerfolg über den großen fränkischen Nachbarn wird das einzig wirklich positive Bundesligaerlebnis bleiben. Ansonsten droht dem Tabellenletzten, dessen seit Wochen absehbarer Abstieg am Samstag auch rechnerisch besiegelt wurde, sogar ein sporthistorisches Fiasko: Noch nie beendete ein Fußball-Bundesligist eine Spielzeit ohne einen einzigen Heimsieg - die Franken stehen kurz davor. Selbst die Negativ-Rekordler von Tasmania Berlin (108 Gegentore) gewannen 1965/66 zweimal vor eigenem Publikum; Hertha BSC schaffte in den Krisen-Spielzeiten 1990/91 und 2009/10 immerhin je einen Heimsieg.
Fürth hat bisher nur vier Remis zustande gebracht und zwölfmal verloren, zuletzt am Freitag gegen Hannover. Jetzt bleibt einzig noch eine allerletzte Chance im 17. Heimspiel gegen den SC Freiburg in zwei Wochen. „Mit Sicherheit will keiner von uns in der Geschichte mit so einer Schlagzeile dastehen. Wir versuchen alles, um uns dagegen zu wehren“, kommentierte Außenverteidiger Bernd Nehrig, der den Verein am Saisonende wie so viele andere verlassen wird.
Der omnipräsente Präsident Helmut Hack zeigte sich enttäuscht vom raschen Bundesliga-Aus. „Wir wissen, dass wir nicht gut genug waren, um in der ersten Liga zu bleiben“, sagte der 63-Jährige - und gestand Fehleinschätzungen auch in der Vereinsspitze ein.
Der Abstieg führt bei der Spielvereinigung zu einem Umbruch im Team, der im Extremfall auch in einem Radikalschnitt enden kann. Seit langem laufen die Planungen für die kommende Saison, in Heinrich Schmidtgal und Sercan Sararer werden sich zwei der ganz wenigen bundesligatauglichen Leistungsträger in jedem Fall verabschieden. Offen ist die Zukunft von Führungsspielern wie Kapitän Mergim Mavraj, Edgar Prib, Milorad Pekovic oder Stürmer Nikola Djurdjic, der gegen Hannover zweimal traf (41./83. Minute) und darauf hoffen darf, woanders erstklassig bleiben zu dürfen. Bekommen die klammen Franken gute Transferangebote präsentiert, sind Verkäufe wahrscheinlich.
„Wir sind schon seit Monaten mittendrin in den Arbeiten für die neue Saison“, erklärte Hack. Kramer kann für den Neuanlauf in Liga zwei bisher erst mit einer Hand voll Jungprofis wie Thanos Petsos (21), Abdul Rahman Baba (18) oder Felix Klaus (20) planen. Auch die Neuerwerbungen Dominick Drexler (22, Rot-Weiß Erfurt) und Kevin Schulze (21, VfL Wolfsburg II) werden Anlaufzeit benötigen.
Alles in allem klingt das nicht unbedingt nach einer Mannschaft, die kommende Saison gleich wieder ganz vorne mitspielen kann. Im Trostspenden ist Frank Kramer aber sowieso schon ein erfahrener Mann - was er nach dem 16. sieglosen Heimspiel eindrucksvoll demonstrierte. „Es ist schwierig, den Jungs jetzt einen Vorwurf zu machen“, befand er - und machte zwei naheliegende Einschränkungen: Einerseits hätten seine bemitleidenswerten Jungs vorne die Tore machen müssen, räumte Kramer ein. Und andererseits hinten konsequenter klären, als das gegen Mohammed Abdellaoue (36.), André Hoffmann (71.) und Sergio da Silva Pinto (87.) der Fall war. Letztlich aber, urteilte Kramer, würden seine Jungspunde an derartigen Negativerfahrungen wachsen. „Sie werden dadurch routinierter und letztlich erfolgreicher.“
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