„Geisterspiel“: St. Pauli-Fan droht DFB mit Klage

Hamburg (dpa) - Eine erste Fangruppe des FC St. Pauli droht dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) wegen des „Geisterspiel“-Urteils mit einer Schadenersatzklage.

Sollte es bei der Bestrafung des Bundesliga-Clubs zu einem Spiel vor leeren Rängen am Ostersamstag gegen Werder Bremen bleiben, will eine Hamburger Wirtschaftsrechtskanzlei zivilrechtlich gegen den DFB vorgehen. Das kündigte die Kanzlei in einer Pressemitteilung an.

„Wir sehen hierin einen zivilrechtlich zu sanktionierenden Eingriff in unseren eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb und fordern Schadensersatz vom DFB, sollte es bei dem angedrohten Geisterspiel bleiben“, begründete Rechtsanwalt Jens-Peter Gieschen. „Als bekennender St. Pauli-Fan hat unsere Kanzlei zwei Business-Seats für die ganze Saison in der Südkurve des Millerntorstadions gemietet. Für das Bremen-Spiel haben wir zwei weitere Karten erstanden, da wir einen Stadionbesuch mit Geschäftspartnern geplant hatten. Dies wird durch die unangemessenen Sanktionen des DFB nun vereitelt“, hieß es in der Mitteilung weiter.

Der FC St. Pauli, dessen Heimspiel am 1. April gegen Schalke 04 wegen des Becherwurfes eines Zuschauers auf Linienrichter Thorsten Schiffner abgebrochen und 0:2 gewertet worden war, hat gegen das daraufhin erfolgte „Geisterspiel“-Urteil des DFB-Sportgerichts Einspruch eingelegt. Darüber wird am Donnerstag in einer mündlichen Verhandlung in der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main befunden.

Beim DFB war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu der Klagedrohung erreichbar. St. Paulis Teammanager Christian Bönig sagte: „Es ist ja typisch für unsere Zuschauer, dass sie sich nicht alles gefallen lassen. Wir sind auch ein sehr lebendiger Verein, in dem kontrovers über viele Dinge diskutiert wird. Von daher überrascht mich das nicht.“

Bleibt es wie erwartet dabei, dass das Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, werde die vorbereitete Klage gegen den DFB eingereicht, so die Hamburger Kanzlei. Mit Erstellung der Klage habe man den Hamburger Universitätsprofessor Kai-Oliver Knops beauftragt, Inhaber eines Lehrstuhls für Zivil- und Wirtschaftsrecht. Gieschen dazu: „Eine solche Klage zu führen, wird kein Selbstläufer, aber der Erfolg ist auch nicht ausgeschlossen.“

Selbstverständlich verurteile auch er die Vorfälle, die zum Spielabbruch geführt haben. „Allerdings ist die Reaktion des DFB darauf völlig unangemessen und schießt über das Ziel hinaus“, so Gieschen. Es würden tausende enthusiastische, aber friedliche Fans für das Verhalten eines Einzelnen bestraft. „Das wollen wir nicht widerstandslos hinnehmen“, betonte der Hamburger Anwalt.