Gekas rettet Skibbe den Job - „Dreckiger Sieg“
Frankfurt/Main (dpa) - Michael Skibbe kann sein Gehalt als Trainer bei Eintracht Frankfurt zumindest anteilig Theofanis Gekas überweisen. Der griechische Torjäger hat dem Fußball-Lehrer mit seinen zwei Toren beim 2:1 (1:1)- Zittersieg im Kellerduell gegen den FC St. Pauli den Job gerettet.
Ruhig schlafen wird Skibbe so schnell aber nicht können. „Wir haben uns ein ganz klein wenig Luft verschafft, trotzdem sind wir noch mittendrin. Das wird ein harter Kampf“, sagte er vor der nächsten Partie in zwei Wochen beim ebenfalls abstiegsgefährdeten VfL Wolfsburg.
Der erste Rückrunden-Sieg im zehnten Anlauf gelang den Frankfurtern nur mit Hängen und Würgen. „Mit all den Steinen, die mir heute vom Herzen gefallen sind, kannst du ein neues Stadion bauen“, meinte Präsident Peter Fischer, der in den Katakomben der Commerzbank Arena wie erschlagen an der Wand lehnte.
Skibbe wusste genau, wie seine „Lebensversicherung“ heißt: „Wir hatten Glück und Theofanis Gekas“, räumte der Eintracht-Coach ein. Mit 14 Treffern hatte Gekas den Frankfurtern eine überraschend formidable Vorrunde beschert. Nach 675 Minuten Torflaute verwandelte er am Samstag einen an ihm verwirkten Foulelfmeter (34. Minute) zum 1:0.
Nach dem Ausgleich durch Charles Takyi (42.) profitierte der 30 Jahre alte Stürmer davon, dass sein Bewacher Markus Thorandt ausrutschte (77.) und traf zum kaum mehr erhofften 2:1. Gekas rannte Richtung Trainerbank und sprang dort - nein, nicht Skibbe - in die Arme, sondern Lizenzspieler-Abteilungsleiter Rainer Falkenhain. Dem hatte er prophezeit, dass er zwei Tore schießt.
Da es Gekas nach wie vor nicht als seine Profi-Pflicht ansieht, nach dem Abpfiff Interviews zu geben, verschwand der Held des Tages ohne einen Kommentar in der Kabine. Sein Kollege Maik Franz sprach von einem „Riesenbefreiungsschlag“. Trotz aller Erleichterung im Eintracht-Lager sah man auch viele sehr nachdenkliche Gesichter.
Zu viele Aussetzer hatte die Skibbe-Mannschaft auf dem Rasen, um daraus richtig Mut im Abstiegskampf zu schöpfen. „Das war einfach nur ein dreckiger Sieg“, meinte der ungewohnt kopflos auftretende Marco Russ und der ebenfalls schwache Ioannis Amanatidis warnte: „Diese 31 Punkte bedeuten noch gar nichts.“
„Wir waren sehr nervös. Ich bin sehr erleichtert über die drei Punkte“, sagte Heribert Bruchhagen nach dem Kellerduell der zwei angriffsschwächsten Mannschaften der Liga. Bei einer weiteren Niederlage hätte wohl selbst der mit Trainerentlassungen so zurückhaltende Vorstandsvorsitzende Skibbe den Stuhl vor die Tür gestellt. „Da würde ich mich niemals festlegen. Ich habe mich noch nie hinter einen Trainer gestellt“, hatte der Eintracht-Boss unmittelbar vor der Partie bei „Liga total“ betont.
Bruchhagen erinnerte aber auch an schwierige Phasen in der Vergangenheit: „Wir waren ja schon drei-, viermal im Abstiegskampf. Wir haben damals immer an Herrn Funkel festgehalten und sind damit gut gefahren.“
Skibbe kann sich jedoch nicht so sicher sein wie damals Funkel oder heute Holger Stanislawski beim FC St. Pauli, dass er die Saison bei seinem derzeitigen Arbeitgeber beendet. Die Hamburger rutschten nach dem fünften Spiel ohne Sieg noch tiefer in den Abstiegssumpf, dabei hätte der Aufsteiger mit etwas mehr Mut in der zweiten Halbzeit die Frankfurter durchaus schlagen können. „Wir werden trotzdem den Kopf oben behalten und weiterhin an unsere Chance glauben“, sagte Stanislawski. „Ich glaube, dass wir das Spiel heute nicht verlieren dürfen. Bundesligafußball ist eng. Heutzutage entscheiden Kleinigkeiten, zum Beispiel, dass Markus Thorandt ausrutscht.“