Bayern-Sieg des Willens: „Europa League kein Spaß“
Freiburg (dpa) - Das Schreckgespenst Europa League spukt beim FC Bayern München durch die Köpfe. Im Bundesliga-Alltag zeigt der deutsche Fußball-Rekordmeister, dass er das als unwürdig empfundene Schicksal mit allen Mitteln abwenden und erneut in die Champions League einziehen will.
Im Freiburger Badenova-Stadion rannten die Bayern-Profis am Samstag nach dem späten Siegtreffer von Franck Ribéry in der 88. Minute über den halben Platz und jubelten, als hätten sie gerade die nächste Meisterschaft gewonnen. Und oben auf der Tribüne reckte ihr Präsident Uli Hoeneß befreit die Faust in den Himmel und strahlte übers ganze Gesicht.
„Wenn du in der Europa League spielst, dann ist das kein Spaß“, sagte der starke Ribéry nach dem hart erkämpften 2:1 (1:1)-Sieg beim SC Freiburg, der die Münchner im Rennen um den dritten oder vielleicht sogar zweiten Bundesliga-Platz hält. „Wenn du die Champions League kennst, willst du immer Champions League spielen.“ Ribéry pflichtete damit seinem Kollegen Arjen Robben bei. Der hatte nach dem Achtelfinal-Aus in der europäischen Königsklasse gegen Inter Mailand gemeint, die Europa League sei das Schlimmste, was einem passieren könne. Es sei besser, sie gar nicht zu spielen.
„Arjen Robben hat Recht“, erklärte nun Ribéry und bezeichnete den früheren UEFA-Cup schlicht als „scheiße“. Das erklärt auch die große Energieleistung in der zweiten Halbzeit, die dem Tabellenvierten in Freiburg kurz vor dem Abpfiff noch drei Punkte bescherte. „Das war ein sehr wichtiger Sieg“, erklärte Sportdirektor Christian Nerlinger. „Wir haben ihn mit einer unglaublichen Willensstärke errungen.“
Das hat wohl auch den Leverkusener Coach Jupp Heynckes gefreut, der anstelle des scheidenden Bayern-Trainers Louis van Gaal im Sommer nach München zurückkehren soll. So pfeifen es zumindest sämtliche bayerischen Spatzen von den Dächern. Denn auch Heynckes will sicher wieder in der Champions League mitmischen - und seine Entscheidung nach dem Spiel gegen Schalke bekanntgeben.
Sollte er tatsächlich kommen, dann wird er sicher darum bitten, einen oder besser zwei neue Verteidiger holen zu dürfen. Denn die Abwehr war in Freiburg zunächst erneut nicht bundesligareif. Die Gäste gingen durch Nationalstürmer Mario Gomez nach einem Ribéry-Freistoß schon in der 9. Minute in Führung. Dann hatten sie auch noch Glück, als SC-Stürmer Papiss Demba Cissé mit einem Foulelfmeter an Bayern-Torwart Thomas Kraft (14.) scheiterte. Aber drei Minuten später erzielte der Senegalese dann doch den verdienten Ausgleich (17.) und rückte in der Torschützenliste mit nun 18 Treffern wieder bis auf einen an Gomez (19) heran.
Freiburg sei in der ersten Halbzeit „klar besser“ gewesen, musste van Gaal zugeben. „Da hatten wir noch ein mentales Problem.“ Es war offensichtlich: Der Champions-League-Schock aus dem Mailand-Spiel saß tief. Viele Gespräche hatte van Gaal unter der Woche mit seinen Spielern geführt - und doch dauerte es mehr als 45 Minuten, bis sie ihren Frust aus den Kleidern schütteln konnten. Erst im Laufe der zweiten Hälfte drückten sie die Freiburger immer mehr in deren Hälfte und erarbeiteten sich eine Reihe von Torchancen. Bis eben Ribéry traf, der auf dem Weg zu seiner alten Form ist und auch den frühen Ausfall von Robben (Adduktorenprobleme) wettmachte.
„Die Mannschaft glaubt bis ans Ende an sich“, lobte van Gaal. So sind die Bayern zwar noch nicht wie gewünscht auf den dritten Rang vorgerückt, weil auch Hannover 96 gegen Hoffenheim gewann (2:0). Sein Projekt acht Siege aus den letzten acht Saisonspielen hat der FCB aber erfolgreich begonnen - auch wenn sich mit Blick auf die Abwehr die Frage stellt, ob es realistisch ist. „Wir müssen nun in der Bundesliga weiter Punkte sammeln“, forderte Mittelfeldspieler Toni Kroos. Denn die Europa League braucht beim FC Bayern keiner.