Perfekte HSV-Premiere für Oenning: 6:2 gegen Köln
Hamburg (dpa) - Der wieder aufblühende Ruud van Nistelrooy, Dreifach-Torschütze Mladen Petric und Rekordmann Zé Roberto genossen die Ehrenrunde in vollen Zügen, Michael Oenning lächelte nur still in sich hinein.
„Die Mannschaft hat sich den ganzen Frust von der Seele gespielt, das war ein großer Schritt nach vorn als Mannschaft“, sagte der Nachfolger von Trainer Armin Veh nach dem Lehrbuch-Fußball beim 6:2 (4:0) gegen den 1. FC Köln. Mit intensiven Einzelgesprächen, mutigen Personalentscheidungen und der Marschroute des bedingungslosen Offensivfußballs hat Oenning aus der Loser-Truppe in wenigen Tagen alles herausgekitzelt, was in ihr steckt.
„Der Schlüssel war, die Reaktion nach dem 0:6 bei den Bayern einzufordern“, sagte Oenning, „es war aber auch Risiko dabei, so draufzugehen. Am Ende war es eine Befreiung“. Nach dem Wechsel in der Führungsspitze des Vereins und den vielen Negativschlagzeilen wollten die Profis zeigen, dass sie guten Fußball spielen können und keine Söldnertruppe sind. Seinen Torriecher zeigte Petric (12., 38., 44.) mit den Treffern neun bis elf, ihre überragenden Fähigkeiten auf den Flügeln bewiesen Torschütze Änis Ben-Hatira (32.) und Eljero Elia mit zwei Vorlagen.
Die offensive Variante mit Zé Roberto hinter den Spitzen in seinem 330. Bundesliga-Spiel, mit dem er in der Ausländerstatistik mit Sergej Barbarez gleichzog, belebte das Angriffsspiel enorm. „Besser geht's nicht“, sagte der Brasilianer. „Für uns war es wichtig, dass wir als Mannschaft zeigen, was wir drauf haben“, gab van Nistelrooy zu Protokoll, der auffällig mannschaftsdienlich agierte und beim Torjubel auch nach den Treffern von Gojko Kacar (52.) und Zé Roberto (62.) noch alle zusammentrommelte.
Dabei hatte sich der einstige Star innerlich schon fast verabschiedet. Erst Oenning vermittelte ihm in einem langen Gespräch wieder die Lust auf Fußball. Nach der fünften Gelben Karte fehlt der Niederländer allerdings nach der Länderspielpause in Hoffenheim.
„Wir haben eine Minimalchance auf die Europa League und die wollen wir natürlich auch packen“, sagte Matchwinner Petric, der besonders darauf hinwies, dass die Unruhe im Club das Team belastet habe: „Für die Köpfe der Spieler ist es sicher auch wichtig gewesen, dass endlich auch Ruhe in den Verein eingekehrt ist, dass man weiß, der Verein kann wieder planen.“
Ob der HSV möglicherweise über die ausstehenden sieben Saisonpartien hinaus mit dem ehemaligen Nürnberger Couch plant, ist noch offen. „Über meine Zukunft mache ich mir keine Gedanken, ich genieße, erfolgreich gestartet zu sein“, sagte Oenning und gab der Mannschaft zwei Tage frei. „Ich glaube, dass Herr Oenning es geschafft hat, die Mannschaft zu motivieren“, sagte der neue HSV- Präsident Carl-Edgar Jarchow, der sich aber nicht auf den ehemaligen Assistenten festlegen wollte: „Wir warten die Saison ab.“ Bei der Entscheidung wird auch der neue Sportvorstand, der nächste Woche zu Planungsgesprächen nach Hamburg kommt, ein Wörtchen mitreden wollen.
Auch Übungsleiter Frank Schaefer hofft auf einen Anschlussvertrag in Köln, musste aber zunächst die bittere Niederlage verkraften: „Wir sind nach wir vor mitten im Abstiegskampf. Wenn das jemand noch nicht verstanden haben sollte, dann hat dieses Spiel ganz klar aufgezeigt, dass es so ist“. Nach sechs Heimsiegen in Serie war er ratlos, warum das Team auswärts so schwach auftritt. Auch die Treffer von Mato Jajalo (50.) und Lukas Podolski (62.) machten ihm kaum Freude. „Wir haben versagt, wie die Saison schon öfters auswärts. Wenn wir das nicht abstellen, dann wird es noch mal sehr eng für uns“, sagte er.