Werder mit neuem Glauben - Weiner erzürnt „Club“

Nürnberg (dpa) - Nach dem 3:1 (1:1) beim 1. FC Nürnberg kehrte bei Sorgenkind Werder Bremen so langsam der Glaube an die eigene Stärke zurück.

„Wir sind mutiger, wir sind konzentrierter - und dann fängt man eben auch an, besser Fußball zu spielen“, freute sich Sportdirektor Klaus Allofs nach dem nächsten Erfolgserlebnis im Endspurt einer Zittersaison. Doch auch nach dem zweiten Auswärtscoup in Serie sahen die Hanseaten keinen Grund zur Entwarnung. „Es bleibt weiter sehr, sehr eng da unten drin. Wenn du nur einmal patzt, sind sie alle wieder da und wir wieder unten drin“, erklärte Routinier Torsten Frings die unerbittlichen Regeln des Abstiegskampfes.

Der frühere Nationalspieler, der dem Bremer Spiel viel Sicherheit verlieh, hatte es bereits nach wenigen Minuten kommen sehen. „Ich war mir sehr früh sicher, dass hier nichts anbrennt.“ Die oft kritisierte Abwehr stand trotz Umstellung gut, nach vorne präsentierte sich Werder wieder als reifes Team mit Cleverness und Durchschlagskraft. Nach der Führung durch Sandro Wagner per Foulelfmeter (27. Minute) konnte auch der Ausgleich (30.) von Nürnbergs Ilkay Gündogan die abgeklärten Hanseaten nicht aufhalten.

Und so kam es, wie es kommen musste an diesem einseitigen Nachmittag: Kurz nach dem Wechsel fälschte „Club“-Kapitän Andreas Wolf einen Schuss von Claudio Pizarro (50.) unglücklich zur erneuten Werder-Führung ab. Den Nürnbergern fehlten fortan gegen die klug organisierten Gäste einfach die Mittel - und spätestens nach dem überzogenen Gelb-Rot (72.) des kleinlichen Schiedsrichters Michael Weiner für „Club“-Youngster Timothy Chandler auch die Kraft. „Das ist ein absoluter Witz“, schimpfte „Club“-Trainer Dieter Hecking.

Vor allem regten sich die Franken über den zweiten Elfmeterpfiff Weiners auf. Als längst alles entschieden war, fiel Routinier Pizarro bei einem Zweikampf mit „Club“-Keeper Raphael Schäfer zu Boden. Weiner pfiff - und die ständig reklamierenden Hausherren hatten endlich ihren Buhmann. Nie und nimmer habe er Pizarro berührt, beteuerte Schäfer. „Jeder im Stadion hat es gesehen, nur der Schiedsrichter nicht.“ Wagner verwandelte (89.) auch seinen zweiten Elfmeter, doch übermäßig freuen wollten sich die Gäste nicht. „Es ist noch nicht alles rund - bei weitem nicht“, sagte Coach Thomas Schaaf.

Die Hausherren, die trotz der ersten Heimpleite nach zuletzt vier Siegen in Serie weiter von der europäischen Fußball-Bühne träumen dürfen, erwiesen sich erst mit einem gewissen Abstand als faire Verlierer. „Was sich der Mann in Schwarz geleistet hat, war genauso katastrophal wie unsere Leistung“, wetterte Hecking noch in der ersten Aufregung nach dem Abpfiff. Eine halbe Stunde später kehrte der Realismus zurück: „Die Niederlage ist verdient. Wir haben die letzten Wochen hervorragend gespielt und es war klar, dass irgendwann wieder ein schwächeres Spiel kommen musste“, erkannte Hecking.