Gelungene Generalprobe für Königsklasse: Gut für den Kopf
Stuttgart (dpa) - Schon während der Partie verhielt sich Pep Guardiola für seine Verhältnisse außergewöhnlich passiv.
Und nach dem routiniert herausgespielten, aber glanzlosen 3:1 (1:0) beim VfB Stuttgart analysierte der Trainer des FC Bayern München den nächsten Pflichtsieg zum immer näher rückenden historischen vierten Titeltriumph in Serie emotionslos. „Ein großes Lob an meine Mannschaft. Es ist nicht einfach, zwischen zwei Champions-League-Spielen“, sagte Guardiola.
Esprit versprühten seine Bayern am 29. Spieltag der Fußball-Bundesliga kaum. Sportvorstand Matthias Sammer und Franck Ribéry strichen aber die Bedeutung des Sieges für die bevorstehende Aufgabe in der Königsklasse mit dem Rückspiel gegen Benfica Lissabon heraus. „Der Sieg gibt Selbstbewusstsein. Wir sind zum einen glücklich für unsere Lage in der Bundesliga, aber auch im Hinblick auf Lissabon“, erklärte Sammer. „Der Sieg ist gut für den Kopf vor dem Spiel am Mittwoch in Lissabon“, meinte Ribéry, der in Stuttgart stark spielte.
Einziger echter Aufreger dieses wenig spannenden Südschlagers war die frühe Auswechslung des stark gelb-rot gefährdeten Arturo Vidal nach zwei groben Fouls. „Ich wollte kein Risiko eingehen“, begründete Guardiola seine Entscheidung nach gerade einmal 27 Minuten. Er habe zudem bemerkt, dass sein Team „einen Spieler nach vorne“ benötigt hätte, begründete der Katalane die Hereinnahme von Thomas Müller. Und relativierte damit verbal die Schutz- und Strafmaßnahme für den chilenischen Heißsporn.
Die zunächst geschonten Hochkaräter Douglas Costa, Thiago Alcantara und der überhaupt nicht eingesetzte etatmäßige Kapitän Philipp Lahm trösteten „Krieger“ Vidal. Ribéry meinte: „Das kann passieren. Arturo ist ein sehr wichtiger Spieler für uns mit einem großem Charakter.“ Sammer verteidigte die Entscheidung auch angesichts „der klaren Gestik des Schiedsrichters“ als richtig. Auch Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge sah in dieser Personalie kein Drama.
So konnten sich die Bayern am Ende über einen phasenweise mühevoll erarbeiteten, aber letztendlich ungefährdeten Erfolg freuen. „Das Ergebnis ist gut. Unsere Stärken haben überwogen“, sagte Müller. Guardiola kritisierte indes einige Unzulänglichkeiten seiner gegenüber dem 1:0-Hinspielsieg im Champions-League-Viertelfinale gegen Benfica stark veränderten Elf: „Wir hatten viele Probleme, gut anzugreifen, haben zu oft Foul gespielt und so Freistöße und Ecken zugelassen. Damit haben wir es für uns selbst kompliziert gemacht.“
Nach der glücklichen Führung durch ein Eigentor des Stuttgarter Innenverteidigers Georg Niedermeier nach einer scharfen Ribéry-Hereingabe (31. Minute) habe es sein Team gut gemacht. „Vor allem in der zweiten Halbzeit“, urteilte Guardiola. David Alaba mit seinem ersten Saisontreffer (52.) und Douglas Costa (89.) sorgten bei einem Gegentor durch Daniel Didavi (63.) für ein standesgemäßes Ergebnis. VfB-Trainer Jürgen Kramny räumte ein: „Unter dem Strich hätte alles passen müssen, um gegen die Bayern etwas zu holen.“
Dass die Bayern in den fünf ausstehenden Partien auf dem Weg zur Meisterschaft noch straucheln, ist kaum anzunehmen. Selbst wenn Guardiolas Hochrechnung schief gehen sollte, ist den Münchnern die Schale schon jetzt fast so gut wie sicher. „Wir brauchen jetzt noch drei Siege und ein Unentschieden, um etwas ganz Spezielles zu erreichen, was noch nie eine Mannschaft in Deutschland geschafft hat“, sagte er.