Hoffenheim in Not: Babbel ruft Abstiegskampf aus
Mainz (dpa) - Mittelfeldspieler Daniel Williams traktierte die Kabinentür mit Tritten, Manager Andreas Müller kochte vor Wut, und Hoffenheims Trainer Markus Babbel wirkte ratlos und angeschlagen.
Das deprimierende 0:3 (0:1) beim FSV Mainz 05 durch den Dreierpack des überragenden Adam Szalai (21., 46. 64. Minute) hat 1899 Hoffenheim endgültig in die Krise gestürzt. „Ich habe Frust. Dieses Zweikampfverhalten reicht nicht für die Bundesliga“, zürnte Müller.
Noch steht der Manager zum Trainer, der vor Saisonbeginn die Zukunft in rosigen Farben gemalt hatte. Ins internationale Geschäft wollte Babbel den Emporkömmling aus dem Kraichgau führen. Die Realität sieht anders aus. Nach nur acht Punkten aus neun Spielen mit 20 Gegentoren geht die Angst vor der 2. Liga um. „Wir können Abstiegskampf, das haben wir in der letzten Saison gezeigt. Wir wollen da nicht rein, auch wenn es derzeit so aussieht“, meinte Babbel. Seit dem Unfall von Boris Vukcevic hat sein Team aus vier Spielen nur zwei Punkte geholt.
Wie der Krise begegnen? „Wir müssen weiter arbeiten“, lautete Babbels einfache, aber wenig inhaltliche Losung. Er hofft im nächsten Heimspiel gegen Schalke 04 auf das „zweite Gesicht“ seines Teams. Das ließ 1899 am 6. Spieltag mit dem 3:0 beim VfB Stuttgart aufblitzen. Sicher kann sich Babbel nicht sein. Nach dreimonatiger Vorbereitung und zehn Pflichtspielen einschließlich des desaströsen 0:4 im DFB-Pokal beim Berliner AK steht immer noch kein eingespieltes Teams auf dem Platz. Das wurde bei den 05ern deutlich. „Mainz läuft mehr, Mainz sprintet mehr, Mainz zeigt mehr Willen und hat mehr Torschüsse“, stellte Müller ernüchtert fest.
Der im Kraichgau von den Fans ungeliebte Torhüter Tim Wiese bekam von ihnen erstmals Bestnoten. „Wiese war der Beste. Das sagt alles“, lautete ein Kommentar im Internet. Doch bei 17 der inzwischen 20 Gegentore stand der ehemalige Nationalspieler zwischen den Pfosten - kein gutes Zeugnis. Am Selbstbewusstsein des ehemaligen Bremers hat der Torhagel nicht genagt. Von Abstiegskampf will der Hoffenheimer Kapitän noch nichts wissen. „Bis jetzt ist es nur eine schlechte Phase. Aber uns fehlen Power und Ehrgeiz“, kommentierte Wiese.
Der ehemalige Bremer kritisierte seine Vorderleute heftig, weil er sich alleingelassen fühlt. „Da wird die Zuteilung nicht eingehalten, wir sind nicht bei den Leuten. Das verstehe ich nicht“, meinte Wiese resigniert. Sein Trainer pflichtete ihm bei. „Jedes der Gegentore war ohne große Probleme zu verteidigen. Wir sind als Mannschaft in der Defensive aber nicht wach genug. Da war eine großes Stück Naivität im Spiel. Wenn wir gegen Schalke wieder so spielen, wird es wieder nix werden. Das kann ich jetzt schon sagen.“
Ganz anders sieht es bei Mainz 05 aus. „Echten Männerfußball“ habe seine Mannschaft gespielt, sagte Trainer Thomas Tuchel. „Der Teamgedanke, der Charakter dieser Mannschaft, in der jeder für jeden arbeitet, macht einfach Spaß“, erkannte Präsident Harald Strutz.
Im Mittelpunkt einer starken Mannschaftsleistung nach der Pause stand der Ungar Szalai mit seinen drei Toren. „Was Adam gezeigt hat, war ganz großes Kino“, lobte Strutz. Zehn Punkte aus den vergangenen vier Spielen sammelten die Mainzer. Das gibt Sicherheit für die Liga und den DFB-Pokal, in dem die 05er am Dienstag gegen den Zweitligisten Erzgebirge Aue klarer Favorit sind. „Wir wollen den Schwung mitnehmen und ins Achtelfinale einziehen“, sagte Tuchel.