Schalkes Freude über „dreckigen Arbeitssieg“
Gelsenkirchen (dpa) - Die Wortwahl war drastisch, aber ehrlich: Ein „Schweinespiel“ nannte Jermaine Jones das Duell mit dem 1. FC Nürnberg. „Ich würde es als dreckigen Arbeitssieg bezeichnen“, meinte Kapitän Benedikt Höwedes nach dem schwer erkämpften 1:0 (0:0) des FC Schalke 04 gegen die Franken.
Manager Horst Heldt beschrieb den erst durch Jefferson Farfáns spätes Tor eingefahrenen „Dreier“ am Ende einer perfekten Woche eleganter, aber nicht minder treffend: „Es war das erwartet schwere Spiel. Nürnberg hat kompakt gestanden und uns das Leben schwer gemacht. Umso bemerkenswerter ist, dass wir die Ruhe bewahrt und ein gutes Ergebnis erzielt haben.“
Mit dem neunten Sieg im schon 13. Saison-Pflichtspiel bei nur einer Niederlage (0:2 gegen FC Bayern) zementierte der Revierclub am Samstag seinen Platz in der Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga. Zwar waren die Königsblauen weit entfernt von ihren Galaauftritten beim 2:1 in Dortmund und dem 2:0 beim FC Arsenal. Doch das störte niemanden, und war auch nicht anders erwartet worden. „Wir haben gemerkt, dass die letzten Spiele kräftezehrend waren, vor allem vom Kopf her. Uns fehlte die geistige Frische. Und manchmal ist es nach zwei so fordernden Partien dann nicht so einfach“, erläuterte Höwedes nach dem Gedulds- und Kraftakt.
„Hauptsache drei Punkte“, fasste Jones zusammen, „Nur das zählt“, ergänzte Klaas-Jan Huntelaar. Farfán fand nach Musterflanke von Christian Fuchs doch noch die Lücke und traf in der 77. Minute volley mit links gegen den jungen Ersatzkeeper Patrick Rakovsky, der den verletzten Stammtorwart Raphael Schäfer gut vertrat. Huntelaar lobte anschließend den Entwicklungsprozess des Teams. „Früher haben wir in solchen Spielen auch mal den Ausgleich bekommen. In dieser Hinsicht haben wir an Stabilität gewonnen.“
Geduld war gefragt gegen den kompakt und geschickt verteidigenden Gegner, der in den vergangen 19 Jahren keinen Sieg auf Schalke verbuchte. Dass die miese Serie nicht gestoppt werden konnte, lag aber mehr an der Qualität des Champions-League-Teilnehmers als an der eigenen Unfähigkeit. Zurecht war „Club“-Coach Dieter Hecking trotz der Niederlage nicht unzufrieden mit dem Auftritt seiner Elf, der gleichwohl nach zuletzt nur einem Punkt aus sechs Ligapartien ein langer Abstiegskampf droht. „Ich habe einen Aufwärtstrend gesehen“, meinte Hecking. „Nach den negativen Ergebnissen haben wir eine couragierte Leistung gezeigt. Jeder war diesmal für den anderen da. Was noch fehlte, war die Konsequenz im Spiel nach vorn.“
So verwunderte es, dass viele Nürnberger Fans ausgerechnet jetzt ihrem offenbar aufgestauten Frust Luft machten. Etwa 200 Anhänger stürmten nach dem Spiel auf einen abgesperrten Parkplatz, verhinderten mit einer Blockade die Abfahrt des Mannschaftsbusses und forderten lautstark: „Hecking raus!“ Erst nach Eingreifen von Polizei und Ordnungsdienst sowie Diskussionen mit Spielern beruhigte sich die Lage - und das Team konnte mit rund halbstündiger Verspätung die Heimreise antreten.
Für Schalke geht die Terminhatz schon am Dienstag im DFB-Pokal gegen den SV Sandhausen weiter. „Das kann ein ähnliches Geduldsspiel werden“, fürchtete Heldt. Der Manager bereitete die Schalke-Fans, die laut Trainer Huub Stevens gegen Nürnberg ein „feines Gespür“ bewiesen, schon einmal auf einen weiteren Kraftakt gegen den Zweitligisten vor. „Das könnte ein ähnliches Spiel werden. Aber wir sind die bessere Mannschaft und müssen weiterkommen.“