Wende in Wolfsburg - Köstners Lust auf mehr
Düsseldorf (dpa) - Nach seiner Vorlage zum 2:0 klatschte Diego erleichtert Lorenz-Günther Köstner ab, auch beim Wolfsburger Interimscoach weckte der Neubeginn Appetit auf mehr. Das Ende der tristen Ära Magath wirkte beim überzeugenden 4:1 (0:0) in Düsseldorf wie ein Blockadelöser.
Spieler und Funktionäre beim bisherigen Schlusslicht hatten endlich wieder gute Laune. „Selbstverständlich ist es das Größte für einen Trainer, in der Bundesliga arbeiten zu können. Und wenn man dann erneut die Aufgabe bekommt, ist das doch eine Bestätigung dafür, dass es nicht ganz so schlecht war“, sagte Köstner zu seiner eigenen Rolle. Nur zwei Tage nach der Trennung vom vielkritisierten Trainer-Manager Felix Magath gelang dem VfL Wolfsburg bei Fortuna Düsseldorf ein erster kleiner Befreiungsschlag.
Als sei die Last mehrerer Medizinbälle von ihnen abgefallen, spielten Diego, Olic, Dost & Co. unverkrampft auf. „So können wir weitermachen. An dieser Leistung müssen wir uns auch messen lassen“, sagte Marcel Schäfer, einer von sechs neuen Spielern in der Startelf.
Köstner, der nach der Beurlaubung von Armin Veh 2010 schon einmal eingesprungen war, hat mit seiner ruhigen und sachlichen Art versucht, den Spielern den Druck zu nehmen. „Es ist schwierig, mit so einer Situation umzugehen. Ich denke, wir haben das in den letzten beiden Tagen gut gemacht“, lobte Schäfer, der sich eine dauerhafte Zusammenarbeit mit Köstner gut vorstellen kann. „Wenn wir weiterhin gewinnen, sprechen die Erfolge doch für sich.“ Nach zuletzt vier Niederlagen in Serie und 0:10 Toren sorgte der Trainerwechsel in jedem Fall für die erhoffte Initialzündung.
Auch Diego blühte unter dem neuen Coach richtig auf. „Der Trainer ist intelligent und respektiert die Spieler“, sagte der Edeltechniker, der zuletzt auf die Bank musste und sich dieses Mal mit einer starken Leistung und dem Elfmeter-Tor zum 4:1 (78.) zurückmeldete. Zudem trugen sich Bas Dost (50./64.) und Ivica Olic (53.) in die Torschützenliste ein. „Er ist ein positiver Mensch“, sagte Dost über Köstner.
Magaths Nachfolger lag mit seinen personellen Entscheidungen auf jeden Fall goldrichtig. „Ich habe beim ersten Training eine Mannschaft zusammengestellt, da dachte ich, jetzt habe ich sie gefunden. Diese Mannschaft stand heute auf dem Platz“, erzählte Köstner. Er wolle schnell helfen, über die weitere Zukunft sei bislang kein Wort verloren worden. „Ich habe kein Problem damit wieder zurückzustecken, wenn VW andere Ziele verfolgt“, meinte der Coach.
Bei aller Kritik, die sein Vorgänger zuletzt einstecken musste, erinnerte Köstner an dessen Verdienste. „Man hat gesehen, dass Felix Magath eine Mannschaft zusammenstellen kann“. „Er war ein großer Trainer“, fand auch Dost. „Ich kann mehr laufen, habe mehr Power. Das habe ich von Magath gelernt“, sagte der VfL-Profi. Überhaupt hielten sich die Wolfsburger Spieler mit offener Kritik an ihrem geschassten Übungsleiter auffallend zurück. Kaum einer legte gegen Magath nach.
Die Wolfsburger benötigten nach der Pause 14 Minuten für die beruhigende 3:0-Führung. Wie schon eine Woche zuvor beim 0:5 gegen Bayern München brachen die Düsseldorfer nach dem ersten Tor auseinander. „Es ist wichtig, dass wir nach diesen beiden Niederlagen unser Selbstvertrauen wiederfinden. Da bringt es überhaupt nichts, auf die Mannschaft draufzuhauen“, meinte Fortunas Coach Norbert Meier. „Wir haben nur als Team eine Chance zu Überleben.“
Noch profitiert der Aufsteiger, der auch diesmal von seinen Fans großartig unterstützt wurde, von seinem zu Saisonbeginn angehäuften Punktepolster (10). Doch Verletzungen wie von Stelios Malezas und eine erneute Sperre für Oliver Fink, der die Rote Karte wegen einer Notbremse sah, vereinfachen die Situation nicht.
„Wir haben uns von Anfang an im Abstiegskampf befunden“, sagte Kapitän Andreas Lambertz. Auch Trainer Meier schätzt die Situation realistisch ein. „Im Fußball ist alles auch eine Frage der Qualität. Wir sind jetzt in der höchsten Liga - und für uns geht es letztlich nur darum, in dieser Liga zu bleiben“, sagte Meier.