HSV-Coach Knäbel erhöht Druck: „Tabus gibt es nicht“

Hamburg (dpa) - Peter Knäbel zieht personelle Konsequenzen, aber der ganz große Umbau beim Krisenclub HSV bleibt aus. Trotz beängstigender sieben Spiele ohne Sieg und 405 Minuten ohne Tor verzichtet der von seinen Spielern zuletzt im Stich gelassene Coach auf hartes Durchgreifen.

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„Tabus (bei der Aufstellung) gibt es nicht, den kompletten Waschgang aber wird es nicht geben“, betonte Knäbel vor dem richtungweisenden Heimspiel des auf dem Relegationsrang stehenden Fußball-Bundesliga-Dinos am Samstag gegen den VfL Wolfsburg. „Man kann nicht nur auf den Spielern rumtrampeln, man muss mit ihnen arbeiten und die Fehler abstellen“, erklärte der Ex-Profi nur fünf Tage nach seinem bitteren Einstand beim 0:4 in Leverkusen.

Veränderungen in der Hamburger Startelf wird es auch wegen der sich langsam entspannten Personallage geben. Zwar fehlen die verletzten Verteidiger Dennis Diekmeier und Marcell Jansen, dafür hat Knäbel zum ersten Mal in Valon Behrami und Marcelo Diaz seine Wunschbesetzung auf der Doppelsechs zur Verfügung. „Ich bin froh, dass die Zentrale im defensiven Mittelfeld mit diesem spielstarken Spielern besetzt ist. Das garantiert hohe Pass-Genauigkeit und -Sicherheit.“

Das ist wichtig, denn in Leverkusen hatten sich die Hamburger durch haarsträubende Fehler selbst ins Hintertreffen gebracht. Das habe man aufgearbeitet, meinte Knäbel. Gegen den favorisierten Tabellenzweiten rechnet er sich Chancen aus, die Abstiegssorgen einzudämmen. „Es ist auch schon einigen anderen Teams gelungen, Wolfsburg in einem Auswärtsspiel vor Probleme zu stellen.“ Dafür gelte es, bei der Aufstellung die richtige Mischung zu finden.

Um nach erst 16 Saisontoren mehr Durchschlagskraft in der Offensive zu erreichen, erwägt der Interimscoach die Premiere des Sturmduos Ivica Olic/Pierre-Michel Lasogga. Der im Winter aus Wolfsburg geholte Kroate war seither stets allein unterwegs in vorderster Front und hat noch immer keinen Treffer erzielt. Der letztjährige Toptorjäger Lasogga hat sich wieder herangekämpft und wartet nun auf seine Chance. „Mit seinem Fitnessstand, vor allem aber mit seiner Arbeit auf dem Trainingsplatz, bin ich sehr zufrieden“, lobte Knäbel.

Der Coach setzt gegen Wolfsburg auf die Unterstützung der treuen HSV-Anhängerschar. Trotz der seit Jahren anhaltenden Abstiegsgefahr wird die Arena mit 57 000 Fans ausverkauft sein. „Das ist die beste Vorlage für das Spiel.“ Zugleich nahm Knäbel die Profis in die Pflicht. „Dann aber liegt der Ball bei der Mannschaft. Sie hat die Aufgabe, die Energie dieser 57 000 in die richtige Richtung zu lenken“, betonte er: „Es kann nicht sein, dass so viele Leute hinter uns stießen und wir schießen nicht aufs Tor.“

Beim letzten öffentlichen Training vor dem Spiel gegen die „Wölfe“ machten einige Fans aber deutlich, dass ihre Geduld allmählich am Ende ist. „Versager!“, stand am Stadioneingang auf einem Plakat. Und auf einem riesigen Banner am Trainingsplatz neben der Arena konnten Kapitän Rafael van der Vaart & Co. am Donnerstagnachmittag schwarz und blau auf weißem Untergrund lesen: „Der Platzwart wurde beurlaubt. Ab sofort müsst Ihr den Acker selbst umpflügen. Also: Kämpfen! Arsch aufreißen!“