HSV-„General“ Arnesen als Platzhalter für Fink
Hamburg (dpa) - Frank Arnesen marschiert wie ein General über den Trainingsplatz am Volkspark, aber der neue HSV-Teamchef ist beim Fußball-Bundesligisten wohl nur Platzhalter für Thorsten Fink.
Denn der Ex-Profi des FC Bayern München und aktuelle Erfolgscoach des FC Basel spricht sehr konkret über sein Interesse an einem baldigen Wechsel nach Hamburg. „Ich kann nicht leugnen, und würde später als Lügner dastehen, wenn ich sagen würde, der HSV wäre keine Top-Adresse für mich als Trainer.“ Nur sofort sei er eben nicht zu haben. Und eine vorzeitige Freigabe dürfte für den klammen HSV teuer werden.
„Es gibt definitiv keine Ausstiegsklausel“, sagte Mediensprecher Josef Zindel vom FC Basel. Damit müsste der HSV den Ex-Profi aus seinem bis 2013 laufenden Vertrag herauskaufen. Wo die Schmerzgrenze des FCB liege, darauf wollte der Sprecher nicht antworten. „Fakt ist: Der HSV hat Anfang letzter Woche nachgefragt, ob eine Freigabe denkbar sei. Das haben wir abgelehnt. Seit vorigem Mittwoch haben wir nichts mehr gehört“.
HSV-Sportdirektor Frank Arnesen hatte allerdings erklärt, notfalls auch eine Ablöse zahlen zu wollen, wenn der passende Nachfolger für Michael Oenning gefunden ist. Fink will trotz der ersten Absage noch einmal nachverhandeln. „Sie haben ja auch gesehen, dass mich der HSV trotzdem haben will, auch noch im Januar. Da werden wir im Klub drüber reden“, sagte er „eurosport.yahoo.de“. Und ergänzte: „In der Zukunft möchte ich natürlich schon in eine der besten Ligen, das ist ganz klar.“
Mit Basels Clubchef Bernhard Heusler wollen er und sein Berater Thomas Kroth noch in dieser Woche „das weitere Vorgehen“ beraten, sagte Fink dem Internetportal „Sport 1“. „Wir werden dann klar fixieren und auch kommunizieren, wie es weitergeht“, betonte er. Allerdings: Perfekt ist bisher noch gar nichts: „Ich habe keinen Vertrag mit dem HSV abgeschlossen. Ich habe keinen Handschlag gegeben“, stellte der umworbene Fußball-Lehrer klar.
Mit den Eidgenossen spielt er nächsten Dienstag in der Champions League gegen Benfica Lissabon. Ein 3:3 bei Manchester United brachte Fink & Co., die nach zwei Partien die Tabelle der Gruppe C anführen, Respekt ein. An Nikolaus endet die Vorrunde der Königsklasse und der Wunschtrainer wäre möglicherweise für den HSV frei.
Unterdessen erlebte der nach zwei Verhandlungsrunden mit Fink nach Hamburg zurückgekehrte Interims-Teamchef Arnesen als „Alleinherrscher auf Zeit“ („Hamburger Abendblatt“) die ersten Trainingseinheiten bei strömendem Regen und Windböen in Orkanstärke. Am Sonntag in Freiburg und danach gegen Wolfsburg und Kaiserslautern müssen Punkte her, sonst droht dem HSV-Sportdirektor und Ex-Chelsea-Vorstand heftiger Gegenwind in Form eines Medien-Tornados. Schon jetzt wird die Saison für den auf Rang 18 dümpelnden letzten Liga-Dino zum Drahtseilakt.
Es spricht für Arnesens Mut, dass er als Bundesliga-Neuling trotz der nur vier Zähler aus acht Spielen nicht einknickt und eine für ihn riskante Kompromisslösung für den abstiegsgefährdeten Traditionsclub eingeht. So liegt nun die Hauptlast bei dem Dänen, der das HSV-Gelände nur noch zum Schlafen verlässt. Er spricht Trainingspläne mit seinem Team durch, aber natürlich vertraut er vor allem Rodolfo Cardoso. Hätte der ehemalige U-23-Leiter eine Fußballlehrer-Lizenz, wäre er vermutlich bis Weihnachten der Coach geblieben. „Ich bin der Chef, aber ich brauche Cardoso und die anderen guten Leute hier im Verein“, sagt nun aber Arnesen, der sich als Supervisor versteht.