HSV-Stürmer Beister nach Remis: „Qualität haben wir“

Hamburg (dpa) - Der Hamburger SV liebt Achterbahnen. Das Rauf und Runter munter durch die Saison vermag kein Bundesligist so schwungvoll elegant darzubieten wie der norddeutsche Traditionsclub von der Elbe.

Mal 0:2 in Düsseldorf, mal 3:1 gegen Schalke, mal 0:2 daheim gegen Frankfurt, mal 4:1 in Dortmund, mal 1:5 in Hannover. Und jetzt 1:1 zu Hause gegen Tabellenschlusslicht, Aufsteiger und Top-Abstiegskandidat SpVgg Greuther Fürth. Der HSV, einziges noch nie abgestiegenes Gründungsmitglied der Fußball-Bundesliga, ist in seinem Element: rauf, runter, rauf, runter.

Streng genommen geht das schon Jahre so. Die Trainer kommen und gehen, die Spieler ebenso. Zwischendurch gibt es Rabatz um den Aufsichtsrat, Investoren und ewig lädierte Rasenflächen. Die Achterbahnfahrten aber bleiben gleich. Immer rasant, immer mit Magengrummeln. Der HSV hat Charakter: Er bleibt sich in seiner Unbeständigkeit treu.

Vor dem Spieltag waren die Hamburger Sechster. Danach sollte eigentlich Platz fünf zu Buche stehen mit klarer Kampfansage: Europa League, wir kommen! Stattdessen katapultierte sich das Team aus der Euro-Zone. „Das zeigt, dass wir noch immer nicht so gefestigt sind, um die europäischen Plätze mitspielen zu können“, klagte Trainer Thorsten Fink. Auch er versteht bisweilen die HSV-Welt nicht mehr. „An der Einstellung lag es nicht“, meinte der 45-Jährige. „Es fehlte die letzte Überzeugung. Die Mannschaft hatte das Vertrauen verloren.“

Sieben dicke und einige verhuschte Chancen hatte seine Mannschaft gegen Fürth, um dreifach zu punkten und das negative Torverhältnis kräftig aufzubessern. Pech, Unvermögen und Wolfgang Hesls lange Torhüter-Arme bremsten die Hamburger aus. „In der zweiten Halbzeit haben wir die Linie verloren“, erklärte Fink und bestätigte, was alle Augenzeugen schon wussten: „So ein Spiel muss man gewinnen.“

Normalerweise ist in Hamburg die Hütte immer voll. Diesmal wollten nur 47 206 Zuschauer in die Kälte. Das waren gerade mal 79 mehr als beim schlechtesten Saisonbesuch. Als hätten es einige geahnt. „Es ist frustrierend. Vielleicht hätten wir es mit letzem Willen erzwingen müssen“, murmelte Torschütze Maximilian Beister, der mir einem sehenswerten Drehschuss in den Winkel zum 1:1 seine Anwartschaft auf einen Platz in der Startelf untermauerte. „Noch ist gar nichts entschieden. Die Saison ist noch sehr, sehr lang“, befand der 22-Jährige trotzig. Und Europa League? „Die Qualität haben wir.“

Die Fürther wollten ursprünglich feiern. Das ließen sie beim Blick auf die Ergebnisse. Relegationsplatz-Inhaber FC Augsburg holte in Bremen drei Punkte und stauchte die zu ertrinken drohenden Franken noch tiefer unter Wasser. Jetzt kommt der Tabellenvorletzte Hoffenheim. „Das wird ein Endspiel“, behauptete Torhüter Hesl.

„Man muss an den Klassenverbleib glauben“, mahnte Interimstrainer Ludwig Preis. Gegen Bayer Leverkusen hatte er eine Woche zuvor schon ein Remis geholt. Ob er wegen des fehlenden Trainerscheins schon in den nächsten Tagen ersetzt wird, konnten weder er noch Präsident Helmut Hack sagen. „Wir haben klare Vorstellungen“, verriet der Vereinschef. „Wir denken gemeinsam darüber nach, welcher Trainer zu uns passt.“ Klingt nicht nach schneller Lösung.