Streich hat Verständnis für Schiedsrichter

Nürnberg (dpa) - So viel Nachsicht ist selten. Freiburgs Coach Christian Streich reagierte voller Verständnis auf den unverständlichen Pfiff von Schiedsrichter Felix Zwayer. Immerhin gab es für den Europa-Anwärter noch einen Punkt - und die Konkurrenz spielte auch etwas mit.

Nach dem Pokal-Rausch der vergangenen Tage konnte selbst der unglaubliche Elfmeterpfiff Streichs gute Laune nicht vertreiben. „Ich mache den Schiedsrichtern keine Vorwürfe, obwohl es uns nun auch schon ein paar Mal getroffen hat. Die Schiedsrichter haben es einfach wahnsinnig schwer“, sagte der Trainer des Bundesliga-Überraschungsteams SC Freiburg voller Nachsicht nach dem 1:1 (0:1) am Samstag beim 1. FC Nürnberg. Dabei hätte Streich wahrlich allen Grund gehabt, mit dem schwachen Schiedsrichter Felix Zwayer zu hadern.

Dessen fragwürdiger Pfiff hatte nämlich nicht nur eine langweilige erste halbe Stunde beendet, sondern auch für die Schlüsselszene des ganzen Spiels gesorgt. Als SC-Profi Cedrick Makiadi im eigenen Strafraum bei einer Hereingabe hochsprang und von hinten von Teamkollege Jan Rosenthal mit dem Ball am Ellenbogen getroffen wurde, entschied Zwayer auf Handelfmeter.

„Diskussionswürdig“, befand sogar Heim-Coach Michael Wiesinger, der sich aber über das Führungstor von Routinier Timmy Simons (33. Minute) freuen durfte. Die Gäste waren dagegen sauer. „Wenn er denkt, dass ich Augen im Hinterkopf habe...“, sagte Unglücksrabe Makiadi und setzte seinen Gedanken lieber nicht fort. Eines stellte er aber doch klar: „Dass er da Elfmeter pfeift, muss man nicht.“

Muss man wirklich nicht, tat der Unparteiische aber. Dass Freiburgs Coach Streich daraufhin nicht - wie unlängst sein Mainzer Kollege Thomas Tuchel - zur umfassenden Schiri-Schelte ansetzte, war das beeindruckendste Ereignis an diesem ansonsten eher langweiligen Fußball-Nachmittag. „Wir werden bei der Hand-Sache wahrscheinlich nie die perfekte Lösung finden. Aber so wie es jetzt im Moment ist, ist es echt kompliziert für alle. Wir haben diese Saison schon mehrere Handelfmeter gegen uns gekriegt - und selbst noch keinen bekommen. Aber die werden wir wahrscheinlich auch noch kriegen - und dann regen sich die anderen auf“, äußerte Streich. Chapeau!

Streichs Gelassenheit ruhte - neben der Pokal-Hochstimmung - sicher auch darin, dass sein Team trotz aller Hindernisse noch einen Punkt verbuchte. Trotz der schweren Beine nach den 120 Pokal-Minuten von Mainz spielten nämlich nach der Pause nur noch die Gäste. Und selbst als sie eine Chance nach der anderen liegen ließen, gaben sie nicht auf, sondern schafften durch Jonathan Schmid (83.) noch den verdienten Ausgleich. „Man kann froh sein in Freiburg, dass wir solche Spieler haben“, lobte Streich seine unermüdlichen Profis.

„Das war ein gerechtes Unentschieden“, sagte Nürnbergs Trainer Wiesinger, dessen Team allein mit dem späten Gegentor etwas haderte. „Wenn man so spät den Ausgleich bekommt, ist das schon enttäuschend“, räumte „Club“-Torhüter Raphael Schäfer ein. Und möglicherweise nicht ganz ungefährlich: In der kommenden Woche muss Nürnberg beim aufstrebenden bayerischen Konkurrenten FC Augsburg antreten. Eine Niederlage - und die Franken hätten nur noch vier Punkte Vorsprung.