Joker Rupp: Schlechter Tänzer und Torgarant in Freiburg
Freiburg (dpa) - Lukas Rupp wehrte sich vergeblich. Zwei Paderborner Ersatzspieler packten den strampelnden Doppeltorschützen an Händen und Füßen und schleppten ihn zu den begeistert feiernden Fans in blau-schwarz.
Dort musste der erst spät eingewechselte Joker wohl oder übel mit seinen ausgelassenen Teamkollegen tanzen. Selbst Trainer André Breitenreiter hüpfte nach dem eminent wichtigen 2:1 (0:1) des Neulings der Fußball-Bundesliga beim konsternierten SC Freiburg wie ein Derwisch vor dem kleinen Fanblock des SC Paderborn herum und fuchtelte mit den Armen.
„Tanzen ist nicht mein Ding“, sagte Rupp und entschuldigte sich für seine eher kläglichen Versuche. „Das muss ich noch lernen.“ Dafür klappte es mit dem Toreschießen in dieser für den Abstiegskampf so richtungweisenden Partie umso besser. Sechs Minuten nach seiner Einwechslung machte der Mittelfeldmann in der 70. Minute den Rückstand durch Nils Petersen (40.) wett. Und wenig später sein zweiter Coup mit einem präzisen Schlenzer zum 2:1 (80.).
Rupp sorgte damit quasi im Alleingang für den ersten Auswärtssieg des Aufsteigers nach zuvor vier Pleiten hintereinander in der Fremde, wodurch der bisherige Tabellenvorletzte die Konkurrenz aus Freiburg überflügelte und auf einen Nichtabstiegsplatz vorstieß. Der 24-Jährige erzielte auch Paderborns ersten Auswärtstreffer nach zuvor quälend langen 441 Minuten ohne Torerfolg.
„Lukas hat sich mit zwei Toren belohnt und das Spiel gedreht“, lobte Breitenreiter seinen Matchwinner. Kapitän Uwe Hünemeier konstatierte: „Wir hatten in Lukas den perfekten Joker.“
Durch diesen Sieg bei den nun wieder akut gefährdeten Freiburgern demonstrierte der von vielen als sicherer Absteiger abgestempelte SC Paderborn, dass er durchaus die Riesensensation Klassenverbleib schaffen kann. „Jeder tituliert uns schon als abgestiegen, aber wir wissen um unsere Stärken“, sagte Breitenreiter. Genüsslich zählte er auf, dass das kleine Paderborn vor dem Coup am Samstag auch schon in Hamburg und Hannover gewonnen sowie in Stuttgart einen Punkt geholt hatte. Alles Rivalen des kecken SC im Abstiegskampf.
Trotz aller Glückseligkeit ließ sich kein Paderborner zu Überheblichkeit hinreißen. Dafür gab der insgesamt eher durchwachsene Auftritt gegen die lange überlegenen Badener auch keinen Anlass. Die Gäste hielten zwar phasenweise gut mit und steigerten sich nach einer lauten Kabinenpredigt ihres Coaches nach der Pause. Aber der Sieg durch die beiden perfekten Abschlüsse Rupps kam doch überraschend, zumal Freiburgs Christian Günter noch den Pfosten traf (88.).
„Ein Unentschieden wäre korrekt gewesen“, befand Streich nach dem Rückschlag. „Die hatten nur zwei Chancen.“ Sein seit nunmehr vier Spielen in Serie siegloser SC verpasste die greifbar nahe Chance, einen entscheidenden Schritt Richtung Klassenerhalt zu machen.
Für Paderborn war dieser Triumph indes extrem wichtig, auch wenn das Team noch längst nicht gerettet ist. Breitenreiter freute sich über den Vorstoß auf einen Nichtabstiegsplatz, mahnte aber: „Das war nur der erste Schritt. Es wird eng bleiben bis zum Schluss.“ Keeper Lukas Kruse pflichtete bei: „Auch, wenn wir damit noch nichts erreicht haben, ist das doch ein immens wichtiger Sieg. Gegen einen direkten Konkurrenten drei Punkte mitzunehmen, auswärts noch dazu - das gibt ein Riesenselbstvertrauen für die letzten drei Aufgaben.“