Kämpfertyp Träsch: „Müssen positiv denken“
Lissabon (dpa) - Die EM 2012 ist sein Traum, der Nerven zehrende Abstiegskampf mit dem VfB Stuttgart bittere Realität. „Die Europameisterschaft ist noch weit weg, damit beschäftige ich mich jetzt nicht“, sagte Christian Träsch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
„Aktuell zählt nur der VfB. Meine ganze Konzentration und Kraft gilt dem Kampf um den Klassenerhalt“, sagte Träsch weiter. Er zählt in diesen turbulenten Tagen beim Tabellenvorletzten der Fußball-Bundesliga zu den wenigen positiven und zuverlässigen Konstanten. Mit seiner Dynamik, Einsatzbereitschaft, Aggressivität und seinem unbändigen Siegeswillen demonstriert der 23 Jahre alte Mittelfeldmann vorbildlich, wie der drohende Absturz in die Zweitklassigkeit verhindert werden könnte. Aber häufig wirkt der unermüdliche Rackerer in dem zu selten als geschlossenes Team auftretenden Gebilde als Einzelkämpfer auf verlorenem Posten.
Träsch macht sich keine Illusionen. „Es ist schwer, da unten herauszukommen“, sagte er angesichts von bereits vier Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz und nur noch zwölf Partien. Das Beispiel Hertha BSC habe vor einem Jahr gezeigt, wie schnell so was gehen könne. Angesichts deren gut besetztem Kader habe auch lange keiner mit dem Abstieg gerechnet.
Der in Ingolstadt geborene Oberbayer tendiert aber nicht zu Pessimismus. „Wir müssen positiv denken, nicht negativ“, forderte er. Zusammenhalt und Geschlossenheit seien jetzt ganz entscheidend. „Carpe diem“ (nutze den Tag) lautet sein Motto. Und so ordnet Träsch sportlich alles dem Kampf um den Klassenverbleib unter.
Auch seine Vertragssituation. „Das ist für mich jetzt kein Thema“, versicherte der längst auf der Wunschliste großer Clubs stehende Träsch. So wollte ihn der FC Schalke 04 schon in der Winterpause verpflichten. Bis Juni 2012 läuft sein Vertrag beim VfB. Fredi Bobic betonte, dass der Leistungsträger so lange auf jeden Fall bleiben werde. „Wir wollen Christian langfristig halten, reden aber darüber, wenn die Zeit reif ist“, sagte der Sportdirektor. Im Abstiegsfall wäre Träsch laut VfB-Urgestein Guido Buchwald der geeignete Mann, um den die Vereinsverantwortlichen eine neue Mannschaft bilden sollten.
Dank seiner besonderen Tugenden hat Träsch längst den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft. Eine Kapselverletzung im Sprunggelenk kostete ihn die sichere WM-Teilnahme in Südafrika. „Das war natürlich bitter, ist aber abgehakt“, sagte der fünfmalige Nationalspieler. Jetzt ist die EM sein Fernziel.
Trotz Träschs vielseitigen Einsatzmöglichkeiten ist der Sprung in Joachim Löws Stammformation extrem schwer. „Auf der Sechserposition habe ich in Schweini und Sami harte Konkurrenz“, wies der Defensivspezialist auf die gesetzten Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira hin. „Und hinten rechts spielt Philipp Lahm.“