Köstner will Klarheit - Allofs bleibt gelassen

Wolfsburg (dpa) - Lorenz-Günther Köstner redete sich beinahe mal wieder um Kopf und Kragen. Als der Interimscoach des VfL Wolfsburg zur Analyse der ersten Heim-Niederlage unter seiner Verantwortung gefragt wurde, schien sein Statement zu einer Erklärung in eigener Sache zu werden.

Ungefragt zog Köstner nach dem 0:2 zum Hinrundenende gegen Eintracht Frankfurt eine Art Fazit seiner Tätigkeit beim VfL. „Ich stehe ab dem achten Spieltag in der vollen Verantwortung und hätte auch gerne ein paar Punkte mehr“, befand Köstner.

Sein bedeutungsschwangerer Tonfall ließ befürchten, dass der 60-Jährige vier Tage vor dem Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen am Mittwoch das Ende seiner Arbeit als Proficoach Wolfsburgs verkünden wollte. Stattdessen wurde es dann eine Erklärung in eigener Sache. Vehement forderte Köstner Klarheit über seine Zukunft. „Ich habe die Mannschaft vom letzten Tabellenplatz geführt. Wenn man trotzdem nicht mit mir weiter arbeiten möchte, dann sollte man mir dies aber ganz schnell sagen“, polterte Köstner in seinem fränkischen Idiom.

Geschäftsführer Klaus Allofs hält sich weiterhin alle Optionen offen und will sich nicht unter Druck setzen lassen. Allofs erteilte der Forderung von Köstner nach einer schnellen Entscheidung über dessen Zukunft bei den VfL-Profis eine Absage. „Wir sind überhaupt nicht unter Zeitdruck“, sagte der Sportchef des Fußball-Bundesligisten der Nachrichtenagentur dpa. „Wir werden die Zeit nutzen, uns ein Bild zu machen. Und wenn wir denken, dass wir klar genug sehen, dann werden wir das verkünden. Wann das sein wird, das kann ich nicht sagen.“

Allofs reagierte gelassen: „Was unmittelbar nach dem Spiel geredet wird darf man nicht zu ernst nehmen. Ich bin ganz entspannt, da gibt es kein Probleme zwischen uns.“

Köstner ist in der mitunter weich gespülten Welt des modernen Profi-Fußballs inzwischen eine Eigenart. Rhetorische Feinheiten sind ihm fremd; er spricht genau so, wie er eben gerade fühlt. Und der Fanliebling schien sich vor dem letzten Heimspiel des Jahres am Mittwoch eben danach zu sehnen, sich im Falle einer Ablösung in der Winterpause „mit Anstand“ verabschieden zu können.

Dieses Szenario ist nicht neu in Wolfsburg. Ein früherer Pressesprecher zuckte bei solchen Statements Köstners stets zusammen. Schon einmal half der Fußballlehrer seinem Club aus. 2010 nach der Beurlaubung seines aktuellen Besiegers Armin Veh stabilisierte er den damals amtierenden Meister und führte ihn ins Viertelfinale der Europa League. Auch im Frühjahr 2010 forderte er Klarheit in der Trainerfrage und sprach anschließend von „unbedachten“ Äußerungen.

Am Ende der Saison reihte sich der treue „VfL-Soldat“ wieder ins zweite Glied und ging zu den Amateuren zurück. Und diesmal? „Es gibt bislang keine Information darüber, wie lange das Ganze geht“, verriet Köstner. Auch die Mannschaft weiß von nichts. „Wir haben noch ein Spiel am Mittwoch. Das bestreiten wir auf jeden Fall mit ihm. Danach darf spekuliert werden“, sagte Führungsspieler Marcel Schäfer.