Kopflose Nürnberger suchen nach Auswegen
Nürnberg (dpa) - Selbst Nürnbergs Kapitän weiß derzeit keinen rechten Rat. „Uns fehlt diese gemeinsame Spielidee“, bilanzierte Torwart Raphael Schäfer nach dem nächsten fränkischen Frusterlebnis in der Fußball-Bundesliga, dem torlosen Remis im Derby gegen den FC Augsburg.
Schon seit fünf Partien will schier gar nichts mehr zusammenlaufen beim FCN. Einzig und allein enormes Glück brachte im Landesderby den ersten Punktgewinn seit dem 15. September. Und bereits jetzt, früher als von allen geglaubt, ist die Situation alarmierend. Auch Trainer Dieter Hecking schaut den weitgehend orientierungslosen Auftritten seiner Mannen kopfschüttelnd zu. „Gegen den Ball geht's noch, aber mit dem Ball bringen wir uns oftmals selber aus dem Spiel“, monierte der 48-Jährige. Eine Selbsterkenntnis, die allein schon vieles aussagt über den wahrlich bedrohlichen Zustand des Nürnberger Fußballclubs.
Elf Gegentore haben die Franken seit dem bislang letzten ordentlichen Spiel auswärts gegen Borussia Mönchengladbach (3:2) kassiert, nur zwei selbst geschossen und sind inzwischen auf Rang 15 abgerutscht. Es herrsche große Verunsicherung, bekannte Schäfer, „teilweise sind wir die Zehntelsekunde langsamer als der Gegner, weil wir nicht wissen: Sollen wir hingehen oder nicht“.
Obendrein droht in dem Keeper jetzt auch noch der einzige echte Führungsspieler im ansonsten ziemlich kopflos agierenden FCN-Team auszufallen. Mit einer schmerzhaften Achillessehnenreizung musste Schäfer gegen Augsburg vorzeitig raus, vor der Partie am Samstag auf Schalke bangt Hecking um den 33-Jährigen. „Ich werde mich nur ins Tor stellen, wenn ich hundertprozentig fit bin“, stellte Schäfer klar. Andernfalls dürfte erneut Stellvertreter Patrick Rakovsky zum Zug kommen - denn Alternativen gibt es kaum. Zumal der dritte Keeper Alexander Stephan (Meniskusverletzung) sogar langfristig fehlt.
Auch in dieser Saison dürfte der FCN kräftig unten mitmischen, ihre eindrucksvolle Bewerbung für den Abstiegskampf hat Heckings Truppe diesmal schon ganz früh eingereicht. „Es wird ein längerer Weg als die letzten Jahre, weil man sieht, dass das ein oder andere nicht so gut läuft“, befand der Trainer.
Auch aus der Hoffnung, in der Länderspielpause könne endlich Besserung eintreten, wurde nichts. Und das, obwohl man in den beiden spielfreien Wochen gemerkt habe, „dass sich da wieder eine Mannschaft gefunden hat“, wie Verteidiger Timm Klose erklärte. Der gestärkte Teamgeist aber änderte zunächst auch nichts an der Leistung. „Wir brauchen jetzt nicht rumheulen. Wir müssen uns so hart heranarbeiten vom Spielerischen her, dass wir wieder Tore machen“, forderte Mittelfeldmann Timo Gebhart. Der ehemalige Stuttgarter erkannte selbstkritisch: „Wir hauen manche Bälle einfach nur rum.“
Nach zwei eigentlich schlagbaren Kontrahenten mit Freiburg (0:3) und Augsburg (0:0) müssen die Nürnberger kommenden Samstag nach Schalke. Die sportliche Krise könne „auch länger dauern“, warnte Torwart Schäfer vorab. Die Botschaft des Kapitäns an sein Team: „Wir müssen jetzt wieder darüber nachdenken, wie Fußball eigentlich funktioniert. Weil Fußball im Großen und Ganzen recht einfach ist.“