Labbadia: Liebe im ersten Stadium

Bruno Labbadia hat in Hamburg bislang viel richtig gemacht. Doch der Druck auf ihn bleibt groß.

Düsseldorf/Hamburg. Bruno Labbadia ist eine Stil-Ikone unter den Fußballtrainern der Bundesliga. Dazu hat ihn unlängst ein Mode-Journal gekrönt, weil Labbadia feinstes Tuch stets tailliert geschnitten und seriös gedunkelt favorisiert. Es war mal wieder ein kleiner Sieg für Labbadia, ein leichter zweifellos, aber einer wie er, der viel Wert auf sich selbst legt, wird sich gefreut haben.

Zeigen würde Labbadia das freilich nie, sagen schon gar nicht. Es ist wie in seinem Job: Labbadia sieht, was derzeit alles gut ist beim Hamburger SV, bei seiner Mannschaft. Er lächelt dann und ballt die Fäuste, für einen Moment bloß. Und dann kontrolliert er wieder - sich und seine Gefühle. "Wir müssen auf dem Boden bleiben", sagt er nach dem Spiel.

Keine emotionalen Ausschläge zulassen, lieber arbeiten, sich hineinfressen in die Details, verbessern. Nüchtern ist Labbadia, so nüchtern, dass es einem schwer fällt zu glauben, Labbadia sei italienischer Abstammung. Was er ist.

Wenn man Felix Magath unlängst zugeschrieben hat, dass Ex-Verein Wolfsburg und Neu-Verein Schalke von der Tabellenspitze grüßen, gilt beides nun auch für Labbadia: Leverkusen ist Erster, der HSV Zweiter. So schlecht, denkt man, kann die Arbeit des Trainers also nicht sein, auch wenn das einige Spieler aus Leverkusen anders sehen werden. Am Anfang waren sie unter dem Bayer-Kreuz von dem ambitionierten 100-Prozent-Arbeiter begeistert. Am Ende hatte Labbadia sich isoliert.

Zu viel Ehrgeiz, zu wenig Bonbons für die junge Mannschaft. Einige Spieler sollen ihn hinter vorgehaltener Hand nachgeäfft haben. Die Liebe war intensiv, aber kurz. Schon wenige Wochen danach, als Labbadia in Hamburg gelandet war, wollte er von Leverkusen nicht mehr sprechen. "Ich bin jetzt beim HSV, in dieser tollen Stadt, und darüber freue ich mich", hatte Labbadia gesagt - und damit auch nach Leverkusen gegrüßt.

Die neue Liebe ist längst entflammt. Zé Roberto, einer der erfahrensten Spieler in Deutschland, sagte unlängst im "Kicker", Labbadia habe "eine große Zukunft vor sich". Er verglich ihn mit Hitzfeld, das von Taktik geprägte Training, die Vorbereitung auf den Gegner. Es wird einer der spannendsten Fragen dieser Saison sein, wie lange diese Zuneigung anhält.

In Hamburg, wo das Medienaufkommen so groß ist wie die Erwartungen, kann das schnell vorbei sein. Das Spiel der Europa League gegen Guingamp am Donnerstag ist nach dem 5:1-Sieg der Hamburger im Hinspiel diesbezüglich eher ein geringer Gradmesser.

"Was es hier in den ersten Wochen meiner Arbeit an Ausschlägen nach oben und unten gegeben hat, das ist unglaublich", sagte Labbadia nach dem 4:2 in Wolfsburg, seinem bislang größten Sieg, den er nicht auskosten, sondern nutzten wollte - um ganz Hamburg auf seine Linie zu bringen. Das hat er auch in Leverkusen versucht, in zäher Detailarbeit, in vielen Gesprächen. Aber gescheitert ist er vor allem am Verhältnis zur Mannschaft.

"Bruno wird seinen Weg machen", hat selbst Rudi Völler, Bayer-Sportdirektor, bei Labbadias Abschied gesagt. Es geht tatsächlich schnell voran. Aber das Eis bleibt dünn.