Leverkusen besteht Charaktertest in Darmstadt
Darmstadt (dpa) - Den Charaktertest beim SV Darmstadt 98 hat Bayer Leverkusen bestanden, die Mannschaft von Trainer Roger Schmidt kann jetzt beruhigt nach Lissabon fliegen.
Mit dem 2:1 (0:1)-Sieg beim Aufsteiger kletterte die Werkself in der Fußball-Bundesliga zudem auf den dritten Tabellenplatz und liegt wieder auf Champions-League-Kurs. „In Darmstadt musst du echt 1000 Prozent geben, um was zu reißen“, meinte Matchwinner Julian Brandt. „Das war heute eine gute Erfahrung - aber jede Woche muss ich das nicht haben.“
Nach dem Pokal-Aus gegen Werder Bremen hat Leverkusen gerade rechtzeitig vor dem Achtelfinal-Hinspiel in der Europa League am Donnerstag bei Sporting Lissabon wieder in die Spur gefunden. Und das bei strömendem Regen, auf einem üblen Rasen und gegen einen wieder einmal ekligen Gegner. „Wir haben das Glück erzwungen und auch ein Dreckstor geschossen“, meinte Mittelfeldspieler Kevin Kampl und sprach von einer „super Momentaufnahme: „Dritter - das hat uns nach dieser Vorrunde keiner zugetraut.“ Innenverteidiger Jonathan Tah räumte aber ein: „Es war brutal anstrengend.“
Die Bayer-Elf musste „um jeden Quadratzentimeter“ (Schmidt) fighten am Böllenfalltor. Vor 16 800 Zuschauern hatte Sandro Wagner den Aufsteiger mit seinem siebten Saisontor (28. Minute) in Führung gebracht. Ein Eigentor von SV-Kapitän Aytak Sulu (62.) und ein Abstaubertor von Brandt (77.) brachten dann die Wende für die Gäste. Für die Leverkusener war es das sechste Spiel ohne Niederlage. Eine 0:1-Pleite gegen den Außenseiter wie im Hinspiel konnten sie mit einem Kraftakt gerade noch vermeiden.
„Das war einfach wichtig, vor allem in unserer Situation“, meinte Brandt. Der 19-Jährige stand ebenso wie der gleichaltrige Marlon Frey in der Startelf. „Ich habe meine Freude etwas rausgeschrien“, sagte Brandt, der zuletzt oft auf der Bank saß. Auch ohne Torjäger Javier „Chicharito“ Hernández (Muskelfaserriss) und den erkrankten Weltmeister Christoph Kramer setzte sich Leverkusen durch. Hakan Calhanoglu wurde erst in der Schlussphase eingewechselt und leitete mit einem Freistoß das 1:1 ein. „Lilien“-Kapitän Sulu kritisierte aber: „Wenn ich da nicht weggedrückt werde, kläre ich den Ball ganz normal.“
Geschenkt wurde Bayer aber an diesem Tag nichts. „Zu 80 Prozent ging es darum, die zweiten Bälle zu gewinnen. Nach hinten raus haben wir leidenschaftlich gekämpft, um die drei Punkte zu behalten“, meinte Schmidt sichtlich erleichtert. Zur Halbzeit hatte er seine Mannschaft erst mal auffordern müssen, endlich aufzuwachen. Glück hatten die Gäste beim Siegtreffer, als Mario Vrancic kurz zuvor im gegnerischen Strafraums ein Foul von Karim Bellarabi beklagte und die „Lilien“ dann ausgekontert wurden.
„Ich bin sehr glücklich, dass wir dieses schwere, sehr schwere Spiel gewinnen konnten“, meinte Schmidt. Für seinen Kollegen Schuster hatte Leverkusen „die bessere Spielanlage, aber wir waren kämpferisch einen Tick stärker. Deshalb hatte das Spiel keinen Sieger verdient.“