VfL trotz 2:0 noch nicht zurück in der Spur
Wolfsburg (dpa) - Zufrieden war Dieter Hecking nicht. Für einen Trainer, der angesichts von zuvor sieben sieglosen Spielen bereits Rückendeckung von Manager Klaus Allofs benötigt hatte, war der Coach des VfL Wolfsburg nach dem erlösenden 2:0 (2:0) gegen den FC Ingolstadt erstaunlich kritisch.
„Fußballerisch war das nicht gut“, schimpfte Hecking und zählte danach schonungslos auf, was bis zum Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League am Mittwoch bei KAA Gent besser werden muss.
„Wir machen noch zu viele Fehler. Wir haben den Ball viel zu oft hergegeben. Wir brauchen noch mehr Ruhe in unserem Spiel. Besonders in Gent brauchen wir Ruhe“, analysierte der Trainer des Jahres 2015 und fügte ganz generell hinzu: „Wir müssen einfach besser werden.“
Schon unmittelbar nach dem ersten Sieg im Jahr 2016 war die Stimmung im Stadion eigenartig: Kein explosionsartiger Jubel auf den Rängen, keine Freudentänze der Spieler auf dem Rasen. Dabei ist die Krise beim auf Rang acht abgestürzten Vizemeister und Pokalsieger rechtzeitig vor dem Champions-League-Duell doch vorerst gestoppt und der Kontakt zu den Europapokalplätzen wieder hergestellt.
„Die Erleichterung ist groß“, befand Allofs immerhin, wirkte äußerlich auch schon deutlich gelöster. Auch ihm war nach dem öden Kick gegen den am Samstag nicht bundesligatauglichen Aufsteiger klar, dass noch viel Luft nach oben ist. „Die Verunsicherung war permanent zu spüren. Ich hätte mir gewünscht, dass wir noch das 3:0 machen. Das können wir besser, dann müssen wir das auch zeigen.“
Wie angespannt die Situation auch im Umfeld des VW-Clubs inzwischen war, zeigte sich schon vor dem Spiel. Am Donnerstag musste der Mannschaftsrat zum Rapport bei den aufgebrachten Fans. Mit einem so derben wie deutlichen Plakat „Reißt euch endlich den Arsch auf“ waren die Profis dann am Samstag empfangen worden. Für Allofs traf die Kurve damit den richtigen Ton: „Wer im Fußball diese Gangart nicht ab kann, der sollte etwas anderes machen.“
Die Spieler gaben sich nach dem ersten Sieg seit fast vier Monaten wohltuend bescheidend, niemand sprach bereits von einer Wende. Routinier Marcel Schäfer erkannte einen „kleinen Schritt in die richtige Richtung“ und Torschütze Julian Draxler (29.) bekannte: „Es war sicherlich noch nicht alles gut“. Mit Blick auf Mittwoch versprach der 22-Jährige aber: „Mit dem Selbstbewusstsein jetzt werden wir auch da wieder einen Schritt machen.“
Nicht nur wegen des Tores demonstrierte der zuletzt ebenso wie der VfL kriselnde Draxler ansteigende Form. „Uns war klar, dass er noch viel, viel besser spielen kann. Fußballerisch kann er alles“, urteilte Allofs über den Jungstar. Auch für den lange verletzten Robin Knoche kam sein erstes Saisontor zum 2:0 (39.) im erst zweiten Spiel in dieser Spielzeit goldrichtig. In Gent kommt es vor allem auf den 23 Jahre alten Innenverteidiger an. Zusammen mit Dante bildet das Talent dann das Abwehrzentrum, Stabilisator Naldo fehlt gelbgesperrt.
„Dante muss ihn führen“, forderte Hecking, der selbst mit den Torschützen nicht hundertprozentig zufrieden war. „Ich freue mich, dass er getroffen hat“, sagte Hecking über Knoche: „Aber er hatte auch wieder ein paar Aktionen drin, die nicht so souverän waren.“ Am Ende aber konnte selbst der VfL-Grantler am Ende doch noch lächeln: „Gewonnen. Das ist das, was zählt im Fußball.“