Liga-Check 15/16 FSV Mainz 05: Der Manager ist der Star

Dank Christian Heidel steht Mainz 05 blendend da.

Christian Heidel arbeitet erfolgreich in Mainz.

Foto: Fredrik von Erichsen

Mainz. Seit Jahren klingeln im Sommer die Kassen des FSV Mainz 05 lauter als die Glocken des Doms in der Altstadt. Allein die beiden Verkäufe von Shinji Okazaki und Johannes Geis haben dem Fußball-Bundesligisten in der aktuellen Transferperiode 23 Millionen Euro eingebracht. Fuchs, Szalai, Holtby, Schürrle, Müller. Nun Okazaki und Geis. Sie alle sind als No-Names an den Bruchweg gekommen und haben ihn in Richtung eines großen Vereins verlassen.

Für die Rheinhessen war das finanziell ein Reibach. Manager Christian Heidel ist angesichts der enormen Transfererlöse längst der Star bei den Nullfünfern. Zumal die Mainzer die Abgänge immer ordentlich kompensiert haben. Vieles deutet darauf hin, dass ihnen das auch in dieser Saison gelingt.

Geis war für seine 21 Jahre ein herausragender „Sechser“. Einer mit tollen langen Bällen und hervorragenden Freistößen und Eckbällen. Aber auch einer, dem die Dynamik fehlte. Insofern steckt in dem Weggang des U 21-Nationalspielers die Chance, variabler zu werden. Geis-Nachfolger Fabian Frei interpretiert die Rolle offensiver und hat mehr Tempo in seinen Aktionen. Wesentlich schwieriger dürfte es sein, die Lücke zu füllen, die Okazaki hinterlässt. Der Japaner traf in 70 Spielen 29 Mal für Mainz. Neuzugang Florian Niederlechner bringt zwar viel mit, hat aber noch keine Minute Bundesliga-Erfahrung. Pablo de Blasis wartet noch auf seinen Durchbruch am Bruchweg. Vieles deutet daraufhin, dass die Mainzer bis zum 31. August noch einmal auf dem Transfermarkt tätig werden.

Drei Kandidaten tun sich hervor. Yunus Malli, wenn er endlich zu mehr Konstanz findet. Loris Karius, wenn er die Leistungen der Hinrunde der vergangenen Saison bestätigt. Stefan Bell, wenn seine Entwicklung weiter so rasant voranschreitet. Alle drei eint: Sie sind jung, deutsch und mit langfristigen Verträgen ausgestattet. Da ließe sich jeweils eine hohe Ablösesumme herauskitzeln.

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Der Schweizer ist eine Mischung aus beiden. Vom menschlichen her kommt er Klopp näher. Seine Spielphilosophie ähnelt der von Tuchel, den die Mainzer Fans immer respektiert, aber nie geliebt haben. Das ist bei Schmidt anders. Sein lockeres Auftreten, seine spannende Vita (vom Schafhirten zum Bundesligatrainer) und seine coolen Sprüche bringen ihm viele Sympathien ein.

Als Nachfolger von Kopfmensch Kasper Hjulmand hatte es Bauchmensch Martin Schmidt im vergangenen Februar verhältnismäßig leicht. Im Gegensatz zum etwas drögen dänischen Fußballfachmann aktivierte der Eidgenosse die Mainzer Tugenden und hauchte der verunsicherten Truppe rasch neues Leben ein. In dieser Saison wird sich zeigen, wie nachhaltig das Konzept von Schmidt ist. Er selbst sagte kürzlich: „Das Feuer muss man immer wieder neu entfachen.“ Der 48-Jährige ist intelligent genug, sich stets zu hinterfragen. Die Mannschaft steht voll hinter ihrem Coach. In der Vorbereitung ist bislang eine große Begeisterung zu spüren.

Er ist der Transferkönig der Liga, entdeckt seit Jahren Spieler- und Trainertalente und erwirtschaftet immer wieder Überschüsse. Eigentlich müsste Christian Heidel von anderen Vereinen umgarnt werden. Doch die Konkurrenz kann sich einen Anruf wohl sparen. Es dürfte schwer werden, den früheren Automobilhändler aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt loszueisen. Das ist seine Heimat, hier ist er aufgewachsen, hier hängt sein Herz. Sein Vater Herbert war jahrelang Bürgermeister und Baudezernent. Mainz einmal den Rücken zu kehren, käme für ihn wohl nicht in Frage, zumal Heidel kürzlich betonte: „Titel reizen mich gar nicht.“