Liga-Ceck 16/17 VfL Wolfsburg: Und jährlich grüßt das „Wechseltier“...
Wolfsburg. Von einer ruhigen Vorbereitung war der VfL Wolfsburg im Sommer ungefähr so weit entfernt wie vom internationalen Geschäft in der vergangenen Saison. Über Sportliches wurde in Niedersachsen kaum gesprochen, dafür unaufhörlich über Personalien.
Viele Personalien.
Warum auf einmal so ein Chaos?
Nach der Vorsaison wähnte man sich beim VfL auf dem richtigen Weg. Nach Pokalsieg und Platz zwei in dier Liga sollte die Spitze auf Dauer ins Visier genommen worden. Die Ernüchterung folgte auf dem Fuße: Platz acht und das Pokal-Aus in der zweiten Runde konnten auch durch gute Auftritte in der Champions League mit dem Einzug ins Viertelfinale nicht wirklich aufgefangen werden. Im Sommer sollte dann an den richtigen Schrauben gedreht werden.
Warum ist das nicht gelungen?
Das liegt in erster Linie am kickenden Personal. Erst erklärte André Schürrle, dass er keine Lust mehr auf Wolfsburg hat und wurde gegen eine satte Entschädigung nach Dortmund transferiert. Immerhin steht Max Kruse nicht mehr auf dem Gehaltszettel. Der zuletzt wenig professionelle Profi wurde für vergleichsweise kleines Geld nach Bremen gelassen. Ein Name überstrahlte dann aber doch alle Aktivitäten der Wolfsburger: Julian Draxler.
Was will Draxler?
Leichter ist zu beantworten, was er nicht will: In Wolfsburg bleiben. Der 22-jährige war der Meinung, dass er den Verein bei einem passenden Angebot verlassen kann und dafür auch eine Zusage von Trainer Dieter Hecking und Manager Klaus Allofs hat. Die VfL-Führung sah das aber ganz anders und sprach trotz aller Quengeleien des Spielers ein Machtwort. Draxler musste sogar bei Francisco Javier Garcia Sanz als Vorstand von Eigner VW und VfL-Aufsichtsratschef antanzen und bekam dort wohl mehr als nur einen Rüffel. Im kommenden Jahr hat der Nationalspieler übrigens eine festgeschriebene Ablöse im Vertrag stehen. Kostenpunkt: Schmale 75 Millionen Euro.
Welche Auswirkungen hat die „Causa Draxler“?
Die Unruhe hat der Mannschaft sicher mehr geschadet als genutzt und wird sich wohl auch noch etwas hinziehen. Dazu hat Hecking noch einige andere Sorgen. Mit Naldo ist ein Innenverteidiger schon weg, mit Dante (nach Nizza, dessen Trainer Lucien Favre will seinen ehemaligen Schützling aus Gladbacher Zeiten unbedingt, der Wechsel steht kurz vor dem Abschluss) könnte der zweite bald schon folgen. Als Alternative soll der Dortmunder Olympia-Spieler Matthias Ginter auf dem Zettel von Klaus Allofs stehen.
Gibt es denn gar nichts Positives?
Die Neuzugänge machen Hoffnung. Der talentierte Yannick Gerhardt aus Köln macht einen sehr guten Eindruck und fühlt sich nach eigenen Angaben auch wohl in Wolfsburg — nicht selbstverständlich. Jeffrey Bruma ist nach seiner Zeit beim HSV reifer geworden und scheint bereit für die Bundesliga. Dazu gab es mit Jakub Blaszczykowski einen erfahrenen Spieler für die offensive Außenbahn. Dort könnte er eigentlich auch Julian Draxler ersetzen. Das wird aber mit Erinnerung an die letzte Saison wohl nicht passieren. Da hatte es ein langes Hickhack um Kevin de Bruyne gegeben, der schließlich für 75 Millionen zu Manchester City ging und damit die sportliche Talfahrt irgendwie einläutete.
Aus Schaden wird man also klug beim VfL?
Das Transferfenster schließt erst am 31. August. Und jährlich grüßt das „Wechseltier“.